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Vergiftungen durch Schlangenbisse unterschätzt

Gesundheit|Medizin

Vergiftungen durch Schlangenbisse unterschätzt

Schlangenbisse töten jedes Jahr viel mehr Menschen als bisher angenommen. Eine Statistik der Weltgesundheitsorganisation WHO besagt, dass jährlich weltweit rund fünf Millionen Menschen von Schlangen gebissen werden und etwa 100 000 daran sterben. Zwei Studien belegen jetzt, dass diese Zahlen viel zu tief gegriffen sind. Forscher um David Warrell von der britischen University of Oxford haben herausgefunden, dass es allein in Indien jedes Jahr 46 000 Tote durch Schlangenbisse gibt – die WHO geht dagegen von 2000 Toten aus.

Eine ähnliche Diskrepanz zwischen den offiziellen und den tatsächlichen Zahlen gibt es in Bangladesch. Die Untersuchung eines Teams um Ridwanur Rahman vom Shaheed Suhrawardy Medical College in Dhaka, der Hauptstadt des Landes, berichtet von 6000 Menschen pro Jahr, die durch Schlangenbisse sterben – deutlich mehr als die bisher geschätzten 2000 Opfer. Doch woher kommen die unterschiedlichen Zahlen?

Ulrich Kuch vom BiK-F (Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt am Main), der an der Indien-Studie beteiligt war, hat eine einfache Erklärung: „Es gibt keine ausreichende medizinische Versorgung, und das Gesundheitssystem registriert viele Opfer gar nicht.” Krankenhäuser oder Ärzte sind oft sehr weit entfernt, der Transport dorthin ist teuer. Außerdem ist Gegengift in vielen Gegenden Mangelware. Deshalb begeben sich nur 3 Prozent der Gebissenen in medizinische Behandlung, dagegen zieht man bei 86 Prozent einen Wunderheiler zu Rate.

David Warrell meint: „Im 21. Jahrhundert sind Vergiftungen durch Schlangenbisse die am meisten vernachlässigte Tropenkrankheit.” Schätzungsweise leiden weltweit rund eine Milliarde Menschen unter „vernachlässigten Tropenkrankheiten”. Dabei handelt es sich vor allem um Infektionserkrankungen, die in Entwicklungsländern besonders in den armen Bevölkerungsschichten grassieren und die – im Gegensatz zu Aids oder Malaria – von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen werden. Zu ihnen gehören unter anderem Bilharziose, Leishmaniose und Dengue-Fieber.

Redaktion: Hans Groth, nachrichten@bild-der-wissenschaft.de

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