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Warten auf die Ernte

Gesellschaft|Psychologie Gesundheit|Medizin

Warten auf die Ernte
Seit 40 Jahren existiert das Deutsche Krebsforschungszentrum in Heidelberg. Sein wissenschaftlicher Ertrag kann sich sehen lassen. Doch erst wenn das DKFZ ein starkes klinisches Standbein hat, werden Tumorkranke besser von seinen Ergebnissen profitieren.

„Da ist sie wieder”, sagt Prof. Werner Franke lachend, „die Taxifahrerfrage!” Er nennt sie so, weil er sie regelmäßig gestellt bekommt, wenn er vor seiner Arbeitsstätte – dem Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg – in ein Taxi steigt. Der Fahrer will dann jedes Mal wissen: „Habt ihr endlich was gefunden gegen den Krebs?” Und jetzt fragt ihn eine Journalistin in anderen Worten das Gleiche.

So einfach die Frage ist: Mit der Antwort tut sich der sonst eloquente Zellbiologe schwer. „Wir haben es mit einem sehr komplexen Problem zu tun”, sagt der langjährige Vorsitzende des Wissenschaftlichen Rates, und: „Wir haben Fortschritte gemacht, aber der große Durchbruch ist noch nicht erreicht.”

Krebserkrankungen sind in Deutschland die zweithäufigste Todesursache und im öffentlichen Bewusstsein stärker mit Ängsten besetzt als die Todesursache Nummer eins, die Herz-Kreislauf-Krankheiten. So ist die leidige „Taxifahrerfrage” gleichzeitig die Schlüsselfrage, der sich das DKFZ – die einzige Forschungseinrichtung in Deutschland, die sich ausschließlich mit der Erforschung des Krebses befasst – im 40. Jahr des Bestehens stellen muss: „Was ist bei eurer Arbeit herausgekommen?”

Auf den ersten Blick sieht das Resultat aus vier Jahrzehnten Krebsforschung dürftig aus. „Relativ trostlos” nennt selbst der jüngst bestallte dynamische neue Chef des Zentrums, Prof. Otmar Wiestler, die Situation in der Krebsmedizin. Und auch Ex-Chef Prof. Harald zur Hausen, Grandseigneur der deutschen Krebsforschung, der dem Heidelberger Zentrum bis 2003 vorstand, räumt ein: „Global betrachtet ist es in gewissem Sinne wahr, dass wenig klinisch relevante Ergebnisse erzielt worden sind.”

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Solchen resignativen Aussagen pflegen Ausblicke zu folgen, wonach künftig alles besser wird. Darin machen auch die beiden Wissenschafts-Topmanager keine Ausnahme. Doch im Unterschied zu den wolkigen Zukunftsvisionen manch eines ihrer Kollegen gibt es in ihrem Fall tatsächlich Anlass zu „vorsichtigem Optimismus”, wie es Harald zur Hausen formuliert. Sein Nachfolger Wiestler ist gar davon überzeugt, „dass nun die Zeit gekommen ist, in eine exponentielle Entwicklung einzusteigen”.

Die optimistischen Aussichten gründen auf dem, was die Krebs-Grundlagenforschung bislang erreicht hat – die zähe, harte Arbeit an der biologischen Basis. Die Frage, der die Forscher dabei auf den Grund gehen, klingt vordergründig so banal wie die des Taxifahrers. Doch sie hat es ebenfalls in sich: „Was ist Krebs?”

Was die DKFZ-Wissenschaftler seit Bestehen ihrer Institution darauf geantwortet haben, spiegelt nicht nur die Geschichte des Zentrums, sondern auch die Entwicklungen und Richtungswechsel der weltweiten Krebsforschung in den letzten vier Jahrzehnten wider.

„Krebs ist eine Erkrankung der Zellen” war die erste ernst zu nehmende Antwort. Der Würzburger Zoologe Theodor Boveri gab sie bereits 1914, nachdem er im Innern von Krebszellen ein auffälliges Ungleichgewicht der Chromosomen entdeckt hatte. Seine Beobachtung ließ Boveri schon damals voraussagen, dass die Krebsforschung „nur durch die Biologie auf Eigenschaften geführt werden könne, die dem Studium der Tumoren selbst nicht zu entnehmen sind und doch deren Wesen ausmachen”. Das war im Groben noch der Stand des Wissens, als das Deutsche Krebsforschungszentrum 1964 gegründet wurde (siehe „40 Jahre DKFZ” auf der folgenden Seite). Aus diesem Grund ist dessen ältestes Institut dasjenige für Zellbiologie. Prof. Werner Franke leitet es seit 1973, und die wichtigste Aufgabe heißt bis heute, die Kenntnisse von der lebenden Zelle – einem komplexen Universum für sich – zu mehren.

In den sechziger Jahren wussten die Krebsforscher noch wenig darüber, weshalb eine Zelle, die sich lange Zeit an die von der Natur gesetzten Wachstumsgrenzen hält, plötzlich zu einer rücksichtslos sich teilenden Krebszelle entartet. Auch die Medizin stand den rund 300 Krebsleiden, die man beim Menschen unterscheidet, mehr oder weniger ratlos gegenüber: Die ärztliche Hilfe beschränkte sich auf „Stahl und Strahl”, also Chirurgie und Strahlentherapie.

Die Behandlung von Tumoren mit Medikamenten, die Chemotherapie, begann sich gerade langsam zu entwickeln. Erst Mitte der fünfziger Jahre waren erstmals erfolgreich Zytostatika eingesetzt worden – Medikamente, die die Teilung von Krebszellen hemmen. Seitdem bestand ein Hauptaugenmerk der Krebsforschung darin, nach weiteren zellteilungshemmenden Wirkstoffen zu fahnden. So auch im DKFZ: Ein Schwerpunkt der Anfangsjahre war, von Chemikern isolierte Natursubstanzen an tierischen Geweben auf ihre Tauglichkeit als Zytostatika zu testen.

Besonders in den Blickpunkt geraten war damals das Zellteilungsgift Colchicin, ein Wirkstoff der Herbstzeitlosen, dessen chemische Abkömmlinge später zur klinischen Anwendung kamen. Die „Ära der Zytostatika” ist in der Krebsforschung noch immer nicht abgeschlossen: Heute gibt es rund 50 tumorhemmende Wirkstoffe, etwa 70 weitere werden in aller Welt klinisch erprobt.

In den frühen siebziger Jahren verdichteten sich die Hinweise, dass die entscheidenden diagnostischen und therapeutischen Fortschritte von woanders her zu erwarten seien. Denn zwischenzeitlich war eine neue Forschungsrichtung in Fahrt gekommen: die Molekularbiologie. Sie hatte 1953 mit der Aufklärung der Struktur der Erbsubstanz DNA durch James Watson und Francis Crick begonnen. Damals ahnte allerdings niemand, dass dies ein Schlüssel sein könnte, um dem „Krebsproblem” näher zu kommen.

Bis sich dieser molekularbiologische Richtungswechsel in der globalen Krebsforschung auch in Heidelberg durchsetzte, erinnert sich Werner Franke, bedurfte es zäher Überzeugungsarbeit. Es gab Widerstände im damaligen Direktorium, wo man fragte, was das denn mit Krebs zu tun habe.

In den siebziger und frühen achtziger Jahren hatte das Zentrum eine schwierige Phase des Übergangs mit häufigen Leitungswechseln zu überwinden. Zur Zäsur kam es 1983, als der damals 47-jährige Virologe Harald zur Hausen die wissenschaftliche Leitung des Zentrums übernahm. Sein Verdienst ist es, in den achtziger Jahren die Molekularbiologie mit ihren gentechnischen Methoden und ab den neunziger Jahren die moderne Genomforschung konsequent im Zentrum etabliert zu haben.

„Ohne Molekularbiologie und Genomforschung”, erklärt Prof. Peter Lichter, Leiter der DKFZ-Abteilung für Molekulare Genetik, „ ist moderne Krebsforschung schlichtweg undenkbar.” Mitte der achtziger Jahre hatten amerikanische Wissenschaftler das erste krebserzeugende Gen – ein so genanntes Onkogen – entdeckt. Wenige Jahre später wurde erstmals am Modell des Darmkrebses gezeigt, dass Veränderungen (Mutationen) bestimmter wachstumsregulierender Gene Krebs entstehen lassen.

Derzeit sind mehr als 100 Onkogene bekannt. „Wir wissen heute, dass Krebs eine Krankheit der Gene ist”, fasst Peter Lichter zusammen. „Und wir können einzelne Gene und deren konkrete Veränderungen, die sich ereignen, wenn sich eine gesunde Zelle in eine Krebszelle umwandelt, recht genau beschreiben.” Dies trägt schon jetzt Früchte. Doch die Kenntnis der Gene allein reicht nicht.

„In einer jetzt einsetzenden, zweiten Phase der Genomforschung” , sagt Lichter, „analysieren wir auf breiter Basis, welche Funktion die Gene haben, wie sie reguliert werden und wie ihre Produkte – die Proteine – im Universum der Zelle zusammenspielen.” Das Wissen um die Vorgänge im Innern der Zelle, betont der Molekularbiologe, sei nach wie vor „die Voraussetzung für jede neue Diagnosemethode und jede neue Therapie”.

Wie bedeutend die Biologie für das Verständnis von Krebs ist, zeigt sich eindrucksvoll am Beispiel eines erstaunlichen biologischen „Urmotivs”: der Apoptose – eines Selbstmordprogramms, das die Natur jeder einzelnen Zelle mitgegeben hat, um sie für ein Leben in der Gemeinschaft der 100 Billionen Zellen des menschlichen Körpers zu befähigen. Wie die Apoptose genau funktioniert, interessiert Krebsforscher in aller Welt.

Auch am DKFZ wird sie seit über einem Jahrzehnt intensiv erforscht. „Ohne kontrolliertes Absterben kann ein Organismus weder entstehen noch am Leben und gesund bleiben”, erläutert Prof. Peter Krammer, einer der weltführenden Apoptose-Forscher und Sprecher des Forschungsschwerpunkts Tumorimmunologie, die außerordentliche Bedeutung des Phänomens. Ob Krebs entsteht und sich ausbreitet oder ob Krebszellen der sonst tödlichen Wirkung von Zytostatika widerstehen – stets ist die Apoptose mit im Spiel.

Aus der detaillierten Kenntnis dieses programmierten Zelltods und weiterer molekularer Veränderungen, die für Krebszellen typisch sind, erhoffen sich die Forscher revolutionäre neue Therapieansätze. Sie sollen „wie Präzisionswerkzeuge gezielt im defekten Zellgetriebe ansetzen”, formuliert Peter Krammer. Einzelne Beispiele für molekülgenau zupackende Medikamente gibt es schon: • Der Wirkstoff Glivec, ein so genannter Tyrosinkinase-Hemmer, blockiert gezielt Moleküle der innerzellulären Nachrichtenübermittlung in Krebszellen der chronisch myeloischen Leukämie.

• Der Antikörper Herceptin richtet sich gegen bestimmte Wachstumsrezeptoren auf der Außenhaut von Brustkrebszellen.

Peter Lichter schwärmt von diesen neuen Medikamenten als „ Eisbrechern”, denen weitere folgen werden. Dass die Wirkstoff-Entwicklung auf derart rationaler Basis bald wie eine sorgfältig ausgebrachte Saat aufgehen und reiche Ernte bringen wird, meint auch der neue Chef des DKZF, Prof. Otmar Wiestler.

Mit Wiestler beginnt eine neue Etappe des Deutschen Krebsforschungszentrums – und möglicherweise der Krebsforschung, denn der 47-jährige Mediziner will die kürzlich erstmals beschriebenen „Krebsstammzellen” in das Forschungsprogramm aufnehmen und intensiv weiter verfolgen. Seit Januar 2004 ist der Neuropathologe und Stammzellforscher von der Universität Bonn Wissenschaftlicher Stiftungsvorstand des Heidelberger Zentrums.

Er hat ein gut bestelltes, national wie international hoch anerkanntes Zentrum der Spitzenforschung übernommen. Nun will Wiestler die „hochkarätige wissenschaftliche Kompetenz” des Hauses nutzen und das DKFZ „zu einem Motor” machen, der die Ergebnisse der Forschung kraftvoll und schnell in die Anwendung überführt. Denn bislang, nennt Wiestler einen wichtigen Kritikpunkt, sei es „nicht in ausreichendem Maße gelungen, zum Wohle der Patienten aus der Grundlagenforschung zu schöpfen”.

Ein wesentlicher Grund für dieses Manko ist, was schon sein Vorgänger Harald zur Hausen stets als schweren „Geburtsfehler” des Zentrums betrachtete: das Fehlen einer direkten klinischen Anbindung, so wie sie für andere Krebsforschungszentren, etwa das Sloan Kettering Cancer Center in New York, selbstverständlich ist. Zu weit von den Patienten entfernt zu sein, hat den Heidelberger Wissenschaftlern zeitweise gar den Titel „ Mäusedoktoren” eingetragen. Versuche, das Handicap zu beheben, hat es immer wieder gegeben. So entstanden noch unter Harald zur Hausen „klinische Kooperationseinheiten”, in denen Grundlagenforscher und Kliniker gemeinsam ihr Wissen für Krebspatienten einsetzen.

Den Geburtsfehler des Zentrums im fünften Jahrzehnt seines Bestehens ganzheitlich auszuheilen, bleibt Otmar Wiestler vorbehalten. Er treibt derzeit das Comprehensive Cancer Center (CCR) voran. Diese „umfassende” (von englisch „comprehensive”) Anlaufstelle zur fachübergreifenden Beratung und Betreuung von Tumorpatienten soll endlich die strukturellen Voraussetzungen für einen raschen und reibungslosen Transfer der Forschungsergebnisse in Diagnose und Therapie schaffen.

War die Errichtung einer derart patientenorientierten Institution in den vergangenen vier Jahrzehnten offenbar ein unlösbares Problem, scheint jetzt die Zeit der Tat gekommen: Schon 2005 soll das CCR-Gebäude im Neuenheimer Feld unweit des Deutschen Krebsforschungszentrums stehen. „Dieses Projekt”, sagt der neue DKFZ-Chef entschlossen, „darf nicht scheitern.”

Ob die von ihm herbeigesehnte „exponentielle” Entwicklung in der Krebsmedizin dadurch Auftrieb bekommt, muss vorerst dahingestellt bleiben. Ebenso, ob sich die Hoffnung auf möglichst zahlreiche, neue, präzise und nebenwirkungsarme Medikamente erfüllt, mit denen die Krebs-Varianten in zwar chronische, aber beherrschbare Krankheiten verwandelt werden könnten.

Schon zu oft ist die an medienwirksamen Versprechungen reiche Krebsforschung gescheitert – etwa mit dem in den frühen achtziger Jahren als „Wundermittel” gegen alle Tumoren gepriesenen Interferon, mit noch nicht ausgereiften immuntherapeutischen Konzepten oder der vorschnell inszenierten Gentherapie. Gerade sie ist ein gutes Beispiel, dass die Geschwindigkeit, mit der Forschungsergebnisse zum Patienten gelangen, nicht das einzig entscheidende Kriterium für therapeutischen Erfolg ist.

Dennoch ist der Fortschritt deutlich sichtbar, meint Harald zur Hausen, „auch wenn er sich hier im Zentrum, wie in der Forschung weltweit, in kleinen Schritten vollzieht”. Vorsichtiger Optimismus – das wohl. Doch ein entscheidender Durchbruch sei nicht in Sicht.

Harald zur Hausen fasst dieses Fazit in elegante Worte: „Es besteht kaum die Gefahr, dass der Erfolg dem Zentrum in den nächsten 20 Jahren die Berechtigung für seine Existenz nehmen könnte.” ■

CLAUDIA EBERHARD-METZGER arbeitet als freie Wissenschaftsjournalistin bei Heidelberg. Für bdw berichtete sie zuletzt in der März-Ausgabe über Schmerzkranke.

Claudia Eberhard-Metzger

COMMUNITY LESEN

KREBSFORSCHUNG HEUTE

Berichte aus dem Deutschen Krebsforschungszentrum 2002

Steinkopff

Darmstadt 2002, € 19,95

EINBLICK

Dreimal im Jahr berichtet diese Zeitschrift aus dem DKFZ über Projekte und Ergebnisse der Krebsforschung. Sie kann kostenlos abonniert werden bei:

Deutsches Krebsforschungszentrum

Presse- und Öffentlichkeitsarbeit

Im Neuenheimer Feld 280

69120 Heidelberg

Christian Weymayr, Klaus Koch

Mythos Krebsvorsorge

Schaden und Nutzen der Krebs-Vorsorge Eichborn Verlag

Frankfurt 2003

€ 19,95

Hilke Stamatiadis-Smidt, Harald zur Hausen

THEMA KREBS – FRAGEN UND ANTWORTEN

Springer Verlag

Heidelberg 1998

€ 27,95

KONTAKT

Kompetente Auskünfte zum Thema Krebs erhalten Sie beim Krebsinformationsdienst (KID).

Die KID-Mitarbeiter sind von Montag bis Freitag, 8.00 bis 20.00 Uhr, unter der Telefonnummer 06221 | 41 01 21 zu erreichen. Spezielle Fragen zum Thema Brustkrebs beantworten Experten unter der Telefonnummer 06221 | 42 43 43. Ein neuer Informationsdienst Krebsschmerz gibt unter der Telefonnummer 06221 | 42 20 00 kompetente Auskünfte zum Thema Schmerz bei Krebserkrankungen.

INTERNET

Webseite des Deutschen Krebs- forschungszentrums (DKFZ):

www.dkfz.de

Informationsdienst des DKFZ für jedermann:

www.krebsinformation.de

Informationsdienst Krebsschmerz: www.ksid.de

Arbeitsgruppe von Prof. Lichter am DKFZ:

www.dkfz-heidelberg.de/kompl_genome/ index.html

Ohne Titel

• Als vor 40 Jahren das Deutsche Krebsforschungszentrum gegründet wurde, war weltweit noch wenig über die Biologie der Zell-Entartung bekannt.

• Das DKFZ hat Bedeutendes in der Krebs-Grundlagenforschung geleistet.

Künftig soll sein bislang zu kurz geratenes klinisches Standbein wachsen.

Ohne Titel

Wäre es nach Karl-Heinrich Bauer gegangen, dem Gründer des Deutschen Krebsforschungszentrums (DKFZ) in Heidelberg, würde die Institution heute „Anstalt für Geschwulstbekämpfung und Geschwulstverhütung” heißen. Bauer begründete seinen Vorschlag 1958 damit, das Wort „Krebsforschungszentrum” suggeriere den Krebskranken, sie seien Versuchskaninchen der Forscher. Besser wäre es, „die menschlichen Belange schon in der Namensgebung in den Vordergrund zu stellen”.

Ob das mit dem Wort „Anstalt” besser gelöst worden wäre, mag aus heutiger Sicht unwahrscheinlich sein. Letztlich erledigte sich das Namensproblem von selbst: Es gelang nicht, klinische Abteilungen im DKFZ aufzubauen. So war das Zentrum von seinem Gründungsjahr 1964 an eine Stätte der Grundlagenforschung mit dem in seiner Satzung festgeschriebenen Ziel, „Krebsforschung zu betreiben”.

Heute arbeiten an dieser Aufgabe etwa 750 Wissenschaftler, überwiegend Biologen, in mehr als 45 Abteilungen. Unterstützt werden sie von weiteren zirka 700 Mitarbeitern in Technik und Verwaltung. Insgesamt hat das Zentrum rund 1800 Mitarbeiter, darunter rund 100 Diplomanden und 125 Auszubildende. Seit 1975 ist das Zentrum eine Großforschungseinrichtung, zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanziert und zu 10 Prozent durch das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst des Landes Baden-Württemberg.

Die Arbeiten im Zentrum konzentrieren sich derzeit auf acht multidisziplinäre Forschungsschwerpunkte, die Anfang der neunziger Jahre die bis dahin starre Institutsstruktur ablösten. Die Schwerpunkte, darunter Zell- und Tumorbiologie, funktionelle Genomforschung, Prävention, innovative Krebsdiagnose und -therapie, Tumorimmunologie und Virologie, wurden gewählt, weil sie als besonders vielversprechend gelten.

Internationale Partner des DKFZ sind beispielsweise das „ National Cancer Institute” in Bethesda, USA und die „ International Agency for Research on Cancer” (IARC) in Lyon. Zum Zentrum gehört auch der telefonische Krebsinformations-dienst (KID).

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