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Waschbären sind Parasitenschleudern

Gesundheit|Medizin

Waschbären sind Parasitenschleudern
schwimmender Waschbär
Sieht niedlich aus, hat es aber in sich: ein Waschbär. © ABphotography

Waschbären sehen mit ihrer „Räubermaske“ und dem flauschigen Fell zwar niedlich und harmlos aus, doch sie tragen allerhand Gefahren in sich. Forschende haben herausgefunden, dass in Waschbärpopulationen in Deutschland unter anderem fünf für den Menschen gefährliche Parasiten zirkulieren, darunter der Waschbärspulwurm. Waschbären können außerdem gefährliche Viren übertragen, doch sie sind hierzulande bei diesen Tieren offenbar noch nicht im Umlauf.

Der Waschbär stammt ursprünglich aus Nordamerika, ist mittlerweile aber auch in Deutschland weit verbreitet. Das Futter der invasiven Allesfresser besteht zu etwa 40 Prozent aus Pflanzen und zu rund 60 Prozent aus tierischen Komponenten wie Fleisch und Eiern. Alles davon finden die Waschbären zuhauf in der Nähe des Menschen. In städtischen Gebieten sind etwa Mülleimer, Komposthaufen und Gärten eine ergiebige Nahrungsquelle. Doch die zunehmende Nähe zum Menschen ist gefährlich für uns, denn Waschbären sind als potenzielle Überträger von Viren und Parasiten bekannt.

Virencheck bei über 200 Waschbären

Um herauszufinden, welche für den Menschen gefährlichen Erreger und Parasiten tatsächlich in den deutschen Waschbärpopulationen zirkulieren, haben Forschende zwei umfangreiche Studien durchgeführt. In der ersten Studie untersuchte ein Team um Norbert Peter von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main insgesamt 234 wildlebende Waschbären auf die verschiedenen Parasiten, die sie in und auf sich tragen. Die zweite Studie befasste sich damit, ob in den Populationen für den Menschen gefährliche Viren zirkulieren. Der Fokus von Markus Keller vom Friedrich-Loeffler-Institut und seinen Kollegen lag dabei vor allem auf dem Corona-Virus SARS-CoV-2, dem West-Nil-Virus und dem Usutu-Virus. Sie untersuchten 229 Waschbären daraufhin, ob sie sich mit den verschiedenen Viren infizieren können und ob sie jemals mit ihnen in Kontakt gekommen sind.

Was die Viren angeht, so können die Forschenden zumindest vorläufig Entwarnung geben. Alle untersuchten Blut- und Gewebeproben waren molekularbiologisch negativ. Es gibt aktuell also keine konkreten Hinweise darauf, dass die verschiedenen Viren in deutschen Waschbärpopulationen im Umlauf sind oder waren. Die Auswertung der Bluttests ergab außerdem, dass Waschbären sich offenbar nicht mit SARS-CoV-2 anstecken können. „Die serologischen Befunde zeigen jedoch, dass Waschbären sowohl mit dem West-Nil-Virus als auch dem Usutu-Virus infizierbar sind“, erklärt Sven Klimpel von der Goethe-Universität, der an beiden Studien beteiligt war. Er empfiehlt, die Populationen in Zukunft weiterhin zu überwachen.

Waschbärspulwurm auf dem Vormarsch

Die Ergebnisse der Parasiten-Studie sehen jedoch weniger „rosig“ aus. Die Forschenden konnten bei den untersuchten Waschbären insgesamt 23 verschiedene Parasitenarten identifizieren. Bei einem Großteil davon war bislang noch nicht bekannt, dass sie überhaupt bei europäischen Waschbären vorkommen. Für uns Menschen bedeuten die Funde der Wissenschaftler schlechte Nachrichten, denn fünf der 23 entdeckten Parasitenarten können auch uns befallen. Ein Beispiel dafür ist der Waschbärspulwurm Baylisascaris procyonis, der bei 95 Prozent der untersuchten Tiere vorkam. Bei Waschbären leben die Würmer im Dünndarm und verursachen meist keine nennenswerten Symptome, doch beim Menschen kann ein Wurmbefall im schlimmsten Fall zu Organschäden, Erblindung und sogar zum Tod führen.

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Da immer mehr Waschbären in Menschennähe leben, wird die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung in Zukunft steigen, vermuten die Wissenschaftler. „Die anhaltende Ausbreitung der Waschbären und die damit verbundene Verbreitung und Übertragung ihrer Parasiten erhöht das potenzielle Gesundheitsrisiko für Wild- und Nutztiere sowie für uns Menschen. Eine Zunahme parasitärer Erkrankungen beim Menschen, beispielsweise durch den Waschbärspulwurm, ist, insbesondere in städtischen Gebieten, zu erwarten“, sagt Klimpel.

Quelle: Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseen; Fachartikel: Viruses, doi: 10.3390/v14112559; International Journal for Parasitology: Parasites and Wildlife, doi: 10.1016/j.ijppaw.2023.01.003

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