Einen neuen Aspekt der Sprachevolution haben Forscher um Wolfgang Enard vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig gefunden. Die Wissenschaftler hatten Mäuse mit der menschlichen Variante des Gens FOXP2 ausgestattet. Es wird beim Menschen mit der Sprachfähigkeit assoziiert und unterscheidet sich in zwei Aminosäuren von der tierischen Form. Die Wissenschaftler verglichen die „humanisierten” Nager mit Artgenossen, die das mauseigene FOXP2-Gen besaßen.
Wie sich herausstellte, waren die genveränderten Tiere zwar gesund, zeigten aber ein abweichendes Verhalten. Besonders auffällig war, dass sie sich häufig in der Gruppe aufhielten und seltener alleine die Umgebung erkundeten. Außerdem war das Piepsen der Mäuse mit dem menschlichen Sprach-Gen etwas tiefer.
Enard nimmt an, dass dies mit Veränderungen im Gehirn der Tiere zusammenhängt. Tatsächlich fanden die MPI-Forscher heraus, dass in einem Teil des Hirns, den sogenannten Basalganglien, die Neuronen länger waren und flexibler auf Reize reagierten – ein Vorgang, der wichtig für Lernen und Gedächtnis ist. Enard vermutet daher, dass die Veränderungen in den neuronalen Schaltkreisen durch das menschliche FOXP2 in der Evolution eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Sprache gespielt haben.