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Zika-Virus als Waffe gegen Hirntumore

Gesundheit|Medizin

Zika-Virus als Waffe gegen Hirntumore
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Markierte Zika-Viren (grün) befallen Glioblastom-Stammzellen (rot). (Foto: Zhu et al., 2017)
Bei Ungeborenen verursacht es schlimme Hirndefekte – das Zika-Virus avancierte deshalb in den vergangenen Jahren zum Inbegriff eines Krankheitserregers mit schwerwiegenden Spätfolgen. Doch ausgerechnet dieser Erreger könnte nun zum Segen für Krebspatienten werden: Möglicherweise lässt sich die Neubildung von Hirntumoren durch dieses Virus gezielt bekämpfen, legt eine Studie an Mäusen nahe.

Konkret handelt es sich bei der Krebserkrankung um das sogenannte Glioblastom – die häufigste Form von Hirntumoren und auch eine der schlimmsten: Die meisten Patienten sterben innerhalb von zwei Jahren nach der Diagnose. Der Grund dafür ist das starke Wachstum und die Neigung zur Wiederkehr des bösartigen Gewebes. Dieser Effekt wird durch die Glioblastom-Stammzellen im Gehirn angetrieben, die fortlaufend neue Tumorzellen hervorbringen. Sie sind schwer zu vernichten, da sie das Immunsystem des Körpers kaum erfassen kann und sie gegen Chemotherapie sowie Strahlung weitgehend resistent sind. Deshalb ist schwer zu verhindern, dass wieder neue Tumore entstehen, nachdem der ursprüngliche Herd chirurgisch entfernt worden ist. „Die Behandlung ist bislang furchtbar frustrierend“, sagt Milan Chheda von der Washington University in St. Louis.

Eine Krankheit mit einem Erreger bekämpfen

Deshalb sind neue Ansätze gefragt und diese könnten aus der Natur stammen: Momentan wird in der Krebsmedizin an Verfahren gearbeitet, bei denen bestimmte Viren gezielt Tumorzellen ausschalten sollen. Im Fall des Zika-Virus ist dabei seine berüchtigte Eigenschaft interessant, neuronale Stamm- und Vorläuferzellen im Gehirn anzugreifen. Bei Ungeborenen führt das Virus deshalb zur Fehlbildung des Gehirns. Für Erwachsene ist der Erreger hingegen weniger gefährlich, da ihre Gehirne bereits ausgereift sind und wenig aktive Stammzellen enthalten. „So kam uns die Idee, dass man die Präferenz des Zika-Virus für neuronale Vorläuferzellen gegen die Glioblastom-Stammzellen richten könnte“, berichtet Co-Autor Michael Diamond von der Washington University. In ihrer aktuellen Studie sind sie der Erforschung dieser Möglichkeit nun gezielt nachgegangen.

Durch Laboruntersuchungen dokumentierten die Forscher zunächst, dass das Zika-Virus tatsächlich bevorzugt Glioblastom-Stammzellen von Krebspatienten befällt und auch zum Absterben bringt. Anschließend gingen sie zu Versuchen an Mäusen über. Es zeigte sich: Wenn die Tiere mit der Nager-Version des Glioblastoms mit einem Maus-angepassten Stamm des Zika-Virus infiziert wurden, verlangsamte der Erreger das Tumorwachstum und verlängerte die Lebensdauer der Tiere deutlich. „Erwachsene erleiden in der Regel wenig Schaden durch Zika, was darauf hindeutet, dass dieser Ansatz mit akzeptabler Toxizität eingesetzt werden könnte“, sagt Co-Autor Jeremy Rich von der University of California in San Diego.

Ein Hoffnungsträger

Zusätzlich testeten die Forscher einen Mutantenstamm des Zika-Virus, der weniger virulent ist als die natürlich vorkommende Version des Erregers. Dieser abgeschwächte Stamm kann vom Immunsystem des Körpers leichter wieder beseitigt werden – er zeigte aber dennoch den gewünschten Effekt bei den Versuchstieren: Er vernichtete Glioblastom-Stammzellen. Wie die Forscher berichten, war die Wirkung besonders effektiv, wenn sie den Tieren zusätzlich zum Virus das Chemotherapie-Medikament Temozolomid verabreichten, das allein in der Regel wenig Einfluss auf die Glioblastom-Stammzellen hat.

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Die Forscher hoffen nun, dass sich auf die bisherigen Ergebnisse aufbauen lässt: „Unsere Studie ist ein erster Schritt zur Entwicklung von sicheren und wirksamen Stämmen von Zika-Viren, die zu wichtigen Instrumenten in der Neuro-Onkologie und der Behandlung von Glioblastom avancieren könnten“, sagt Diamond. „Allerdings müssen die gesundheitlichen Bedenken durch präklinische Tests nun weiter entkräftet werden“, gibt der Krebsforscher zu bedenken.

Originalarbeit der Forscher:

© wissenschaft.de – Martin Vieweg
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