Peter Seeberger von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich erhält in diesem Jahr eine der wichtigsten und renommiertesten deutschen Auszeichnungen für Wissenschaftler: den mit 750 000 Euro dotierten Körber-Preis. Der 40-jährige Chemiker, der aus Deutschland stammt, wird für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Zucker-Synthese geehrt, die zur Entwicklung von neuen Impfstoffen auf Zuckerbasis beitragen.
Jede Zelle ist mit einer typischen Struktur aus Zuckerketten und -ästen umgeben. Mithilfe dieser sogenannten Glykane erkennen sich die Zellen und tauschen Signalstoffe aus. Aber auch Bakterien, Viren und Pilze besitzen Glykane, die sie benutzen, um Körperzellen ausfindig zu machen, die sie befallen können. So heften sich Helicobacter-Bakterien an die Zuckerketten von Magenschleimhautzellen und Grippeviren an Glykane auf Lungenzellen. Um einen Impfstoff auf Zucker-Basis herzustellen, müssen zunächst die typischen Glykane auf den Erregerzellen identifiziert werden. Sie werden extrahiert oder künstlich hergestellt, mit einem Protein verbunden und dann als Impfung gespritzt. So entwickelt das Immunsystem Antikörper gegen die Zuckerketten der Erreger. Seeberger lieferte einen wichtigen Beitrag dazu: Er entwickelte einen Synthese-Automaten, mit dem sich die Glykane von Krankheitserregern in weniger als einem Tag herstellen lassen. Früher dauerte das mehrere Monate.