Eine neue Generation von Krebsmedikamenten, die sich zurzeit in der klinischen Erprobung befinden, könnte mehr schaden als nützen. Davor warnt ein deutsch-amerikanisches Forscherteam um Ulf R. Rapp von der Universität Würzburg und Krishnaraj Rajalingam von der Universität Frankfurt am Main.
Die Medikamente sollen die Bildung bestimmter Proteine blockieren, sogenannter IAPs. Diese Eiweiße werden in großen Mengen von Krebszellen produziert. Die IAPs verhindern den programmierten Zelltod der Krebszellen, die Apoptose. Dieser Mechanismus tritt normalerweise immer dann in Kraft, wenn Zellen defekt sind und ihre Vermehrung verhindert werden soll. Könnte man die Bildung von IAPs gentechnisch blockieren, würde die Apoptose auch bei Krebszellen eintreten.
Doch Rapp und Rajalingam haben jetzt entdeckt, dass IAPs im menschlichen Organismus noch eine andere Aufgabe haben: Sie sind auch für die Wanderung von Zellen verantwortlich. Wenn die Proteine völlig fehlen, bewegen sich gesunde und bösartige Zellen schneller. Rapp befürchtet daher, dass die IAP-Blocker die Bildung von Metastasen begünstigen könnten. Er empfiehlt, die Wirkung der neuen Medikamente bei jeder Tumorart gezielt zu untersuchen.