Sich von vertrauten Vorstellungen zu lösen fällt nicht immer leicht. Dies trifft auch auf unser Bild von der sogenannten Völkerwanderung zu – jener Phase also, in der das römische Imperium unter wachsenden Druck durch Barbarenverbände geriet und zumindest im Westen schließlich einem Konglomerat neuer politischer Gebilde weichen musste, mit denen Historiker das Mittelalter haben beginnen lassen. Das Bild scheint altvertraut: Germanische Volksstämme brechen aus Skandinavien auf und erreichen in endlosen Wagentrecks seit dem ausgehenden 4. Jahrhundert die Grenzen des Imperium Romanum, in das sie einfallen, um nicht nur Rom selbst, das Zentrum der damaligen Welt, zweimal zu erobern (410 und 455), sondern die vergreiste und verfallene antike Kultur zu ihrem Ende zu führen und selbst kraftvoll deren Erbe anzutreten.
Diese „Erben Roms“ konnte man als gewaltige Eroberergestalten fassen: Alarich I., Geiserich, Attila, Theoderich der Große oder Chlodwig I. Und allzu gern verwies man im Kontrast dazu auf vermeintlich verweichlichte und unfähige römische Kaiser wie Honorius (395–423) oder Valentinian III. (425–455) im Westen sowie auf frömmelnde, theologische Eiferer wie Theodosios II. (408–450) und Justinian I. (527–565) im Osten. Romane, Filme, Computerspiele, sogar manche Schulbücher vermitteln dieses Bild auch weiterhin…
Autoren: Prof. Dr. Mischa Meier, Prof. Dr. Steffen Patzold, Prof. Dr. Sebastian Schmidt-Hofner
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 02/2021