Das Nächstliegende, was einen Dichter über andere herausragen lässt, ist seine sprachliche Kunstfertigkeit. Doch die kann nicht das entscheidende Kriterium sein, sonst müsste man Sprachvirtuosen wie den Engländer Alexander Pope oder, auf komischer Ebene, den Deutschen Wilhelm Busch in die gleiche Liga einordnen. Allerdings gibt es auch auf dieser Ebene keinen Dichter, der mehr Saiten auf seiner Leier hatte als Shakespeare. Seine Figuren reden als Narren wie Narren, als Könige wie Könige, als Schurken wie Schurken. Er selbst war anscheinend kein großer Schauspieler – vielleicht fehlte ihm dazu die charismatische Bühnenpräsenz –, doch die Fähigkeit, sich in alle seine Figuren einzufühlen, muss er wie kein anderer besessen haben…
Autor: Prof. Dr. Hans-Dieter Gelfert