Der französische Hof, in den sie 1534 eintrat, war für die 15-jährige Katharina mit seiner sozialen Zusammensetzung, mit seiner Kultur und Etikette und den daraus entspringenden Spielregeln ein durch und durch fremdes Ambiente.
Gewiss, auch die Kurie in Rom war eine höfische Gesellschaft, doch ganz anders aufgebaut und organisiert. Im Vatikan wurde die dominierende Spitzengruppe durch den Aufstieg einer neuen Papstfamilie im Zehnjahresrhythmus neu formiert und neu organisiert. Zudem entstammte seit mehr als 100 Jahren kein Papst der höheren römischen oder italienischen Aristokratie. Dadurch gestaltete sich die jeweilige Führungsschicht beweglicher, durchlässiger für Aufstieg, stärker auf zeitgemäße Propaganda angewiesen und innovativen kulturellen Trends gegenüber offener.
Dasselbe galt für Florenz, wo sich mit den prominentesten Vertretern des Patriziats und neu aufgestiegenen Medici-Günstlingen gleichfalls eine Führungsschicht herausgebildet hatte, die mit ihrem Auftreten, speziell ihrer Sprache und ihren Festen, den Stil der Königshöfe nachahmte, doch hinsichtlich Rollen- und Einflussverteilung weitaus weniger hierarchisch gefügt war und stattdessen die alten oligarchisch-republikanischen Verhältnisse wie im Gegenlicht durchscheinen ließ…
Autor: Prof. Dr. Volker Reinhardt
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 08/2020