Auch wenn es paradox klingen mag: Das Ende der antiken Ordnung in Italien war nicht die Folge eines Barbareneinfalls, sondern einer römischen Invasion. Der Versuch Ostroms, das Ostgotenreich zu erobern, führte zum Gotenkrieg (535–554), der Bevölkerung, Infrastruktur und sozialen Zusammenhalt nachhaltig schädigte. Viele Städte wurden verwüstet, ihre Bewohner niedergemetzelt oder verschleppt und etwa Wasserleitungen zerstört. Der Senat in Rom löste sich auf, die jahrtausendalte Liste der Konsuln brach ab. Die sogenannte justinianische Pest, die 542/43 auch Italien heimsuchte und virulent blieb, hatte ebenfalls Bevölkerungsverluste zur Folge.
Der Putsch Odoakers im Jahr 476 stellte hingegen keine entscheidende Zäsur für den „Fall Roms“ dar. Nach den fast ständigen Thronkämpfen in den letzten Jahrzehnten des Weströmischen Reiches brachte das halbe Jahrhundert der Herrschaft Odoakers (476–493) und des Ostgotenkönigs Theoderich (493–526) Italien eine Periode des Friedens und der Stabilität, unterbrochen nur vom Krieg zwischen beiden…
Autor: Prof. Dr. Walter Pohl
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