Die Shakespeare-Professorin Emma Smith von der Universität Oxford sieht das Einzigartige von Shakespeares Werken in deren gappiness, also deren „Lückenhaftigkeit“, begründet. Dadurch, dass Shakespeare in seinen Dramen unvereinbare Perspektiven kontrastiv gegenüberstelle, entstünden Lücken, die vom Publikum bzw. der Leserschaft zu füllen seien und die Shakespeare für jede Generation neu erschließbar machten.
Diese Lückenhaftigkeit liegt unter anderem in Shakespeares Zeit begründet, einer Sattelzeit, die die langsame Ablösung von älteren Erklärungsmodellen und Diskursen durch neue markiert. Dieses Phänomen hat der Wissenschaftsphilosoph Thomas Kuhn als Paradigmenwechsel bezeichnet, von denen es im englischen 16. und 17. Jahrhundert einige gab, etwa in der Astronomie, in der Politik und im Wissenschaftsverständnis. Shakespeares Dramen greifen diese langsamen Verschiebungen und Überlappungen nicht nur auf, sondern sezieren sie gleichsam wie
in einem „Labor“ (Bertolt Brecht) und legen sie offen…
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