Als im Frühjahr 1991 in Jugoslawien der lange aufgeheizte Nationalismuswahn in den Zerfallskrieg mündete, hatten Hoteliers und Gastronomen an der dalmatinischen Küste für Politiker nur bitteren Spott übrig: Sie hätten wenigstens warten können, bis die Sommersaison vorbei sei, hieß es. „Brüderlichkeit und Einheit“ war für die meisten Menschen bloß eine sozialistische Parole, nach der man Straßen und Plätze benannte; aber für den jugoslawischen Tourismus war sie existenziell: „Bratstvo i jedinstvo“ bedeutete in der Praxis Frieden, Wachstum und Stabilität, und diese Voraussetzungen lockten die zahlungskräftigen Urlauberscharen ans Meer.
Nur ein „roter Zar“ mit dem Machtgeschick und Charisma eines Josip Broz Tito hatte das Experiment wagen können, sechs Republiken, sechs Nationalitäten, drei Religionen und ein Dutzend Minderheiten unter einem Dach zu vereinen. Doch selbst dem legendären Partisanenführer und Staatsgründer waren früh Zweifel gekommen: Im Gegensatz zu Parteitheoretikern erwartete er nicht mehr, dass sich der Nationalismus im Sozialismus auflösen werde wie Zucker im Kaffee…
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