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Ahnen – Heroen – Götter?

Eisenzeitliche Menschenbilder aus Europa

Ahnen – Heroen – Götter?
Wie haben die Kelten sich selbst gesehen, und wie wurden sie von anderen gesehen? Eisen-zeitliche Menschendarstellungen geben Anhaltspunkte.

Die Gallier sind von hohem Wuchs …, und die Hautfarbe ist weiß; ihr Haar ist nicht nur von Natur aus blond, sondern sie verstärken diese eigentümliche Farbe auch noch auf künstliche Weise. Sie netzen die Haare immer wieder mit Kalkwasser und streichen es von der Stirn rückwärts zum Scheitel und zum Nacken … Die Haare werden durch diese Behandlung immer dicker, bis sie wie eine Pferdemähne aussehen … Ihre Adligen rasieren sich die Wangen, den Schnauzbart dagegen lassen sie wachsen, so dass er den Mund verdeckt“.

Diese aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. stammende Beschreibung aus der „Weltgeschichte“ des Diodorus Siculus ist eines der wenigen Zitate zum äußeren Erscheinungsbild der Kelten, das wir aus griechisch-römischen Schriftquellen kennen. Was das eisenzeitliche Mitteleuropa selbst angeht, sind wir mangels eigener schriftlicher Überlieferung im Hinblick auf das tatsächliche Aussehen der Kelten auf die Ergebnisse der anthropologischen Forschung und im Hinblick auf deren Selbstverständnis und Selbstdarstellung auf entsprechende menschengestaltige Bildwerke angewiesen. Generell stellt die bildliche Darstellung des Menschen in vorgeschichtlicher Zeit eine seltene Ausnahme dar, doch in Mitteleuropa ist die vorrömische Eisenzeit eine der wenigen Epochen, in denen sich dies anders verhält.

Nachdem in der Bronzezeit Menschendarstellungen fast völlig verschwunden waren und im Bildprogramm Wasservögel, Schiffe, Räder oder Sonnensymbole vorherrschten, hält der Mensch vom 8. Jahrhundert v. Chr. an zunächst zaghaft und stark reduziert Einzug ins Abbildungsrepertoire. In dieser Zeit breiteten sich „strichmännchenartige“ Ritzzeichnungen und Malereien auf Tongefäßen sowie tönerne Figürchen, die letztlich auf den Einfluss griechisch-geometrischer Werke zurückgehen, nach Süddeutschland aus. Bis in das 6. Jahrhundert v. Chr. hinein blieb der Dekor jedoch in strengen geometrischen Mustern, wie Rauten und Hakenmäandern, verhaftet…

Zu den eindrücklichsten Bildwerken der mitteleuropäischen Eisenzeit zählen große, menschengestaltige Steinbildnisse, sogenannte Stelen, die auf Grabhügeln oder in deren unmittelbarer Nähe aufgestellt waren. Die Bandbreite reicht von einfachen Platten und Blöcken mit stark stilisierten menschlichen Gesichtszügen und Armen bis hin zu vollplastisch ausgearbeiteten lebensgroßen Statuen, wie dem berühmten „Krieger von Hirschlanden“ (siehe Abbildung), der 1962 in der Nähe von Stuttgart gefunden wurde. Die noch 1,5 Meter hohe Figur stellt einen nackten Mann mit erigiertem Geschlechtsteil dar, der die typischen Rangabzeichen der frühkeltischen Elite trägt, wie sie in identischer Kombination aus dem nur wenige Kilometer entfernten Fürstengrab von Hochdorf belegt sind: einen breiten Halsring, einen Antennendolch, einen Gürtel und einen kegelförmigen Hut. Während die muskulösen Beine plastisch herausgearbeitet sind, bleibt der Oberkörper mit den dünnen, eng anliegenden, vor der Brust gekreuzten Armen und den seltsam hochgezogenen Schultern brettartig flach…

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Thomas Hoppe

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