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Allein mit Goethe und Frau von Stein

Schloss Kochberg

Allein mit Goethe und Frau von Stein
Schloß Kochberg in Thüringen war der Landsitz der Familie von Stein. Berühmt wurde das Anwesen durch die Aufenthalte Johann Wolfgang von Goethes, der hier bei seiner Seelenfreundin Charlotte von Stein Ruhe und Erholung fand.

Besucht man Schloß Kochberg, beschleicht einen leicht ein Gefühl, als wäre man aus der Zeit gefallen. Das mag daran liegen, daß das von einem Wallgraben umgebene Schlößchen zwar ein Museum beherbergt, der Besucher sich aber dennoch durch die Räume bewegt, als sei er fast alleine hier. Die Touristenströme halten sich in Grenzen – das Dorf Großkochberg in Thüringen ist 35 Kilometer von Weimar entfernt, und das erscheint vielen Besuchern der Klassik-Metropole wohl zu weit. Dabei lohnt sich der Ausflug allemal: Schloß Kochberg bietet erlesene Wohnkultur des 18. und 19. Jahrhunderts, einen verträumten Park, und wer mag, kann sogar eine Aufführung im historischen Liebhabertheater besuchen. Und natürlich bietet das Schloß die Begegnung mit Charlotte von Stein und Johann Wolfgang von Goethe …

Schloß Kochberg befand sich von 1733 bis 1946 im Besitz der Familie von Stein. Zwischen 1775 und 1788 beherbergte es immer wieder seinen berühmtesten Gast: Johann Wolfgang (von) Goethe. Vier Räume konnten weitgehend so wiederhergestellt werden, wie der Dichter sie erlebt haben mag. Goethe als Mensch, nicht als Halbgott: Auf Kochberg hat er sich nicht nur in seinen Werken verewigt, sondern auch auf der Platte eines massiven Schreibschranks. Hier ritzte er dreimal das Datum seiner Besuche ein – am „6. Dec. 75“, „4. Oct. 80“ und „5. Nov. 80“. Solch ein Unfug von höchster Hand beeindruckt auch die kleineren Besucher des Museums. Gesitteter zeigt Goethe sich in seinen Briefen, von denen ebenfalls einige zu sehen sind, neben Tagebucheintra?gungen, Dichtungen und Zeichnungen.

Weitere Räume des Schlosses widmen sich der Hausherrin, Charlotte von Stein, illustren Gästen wie Johann Gottfried Herder und Herzog Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach und mit schönen Möbeln, Bildern und Einrichtungsgegenständen der Wohnkultur allgemein. Auch die Geschichte des Bauwerks kommt zu ihrem Recht, wobei nicht nur die Anfänge im 12. Jahrhundert interessant sind, sondern auch die zeitge?schichtliche Entwicklung nach 1945 bis hin zur Eröffnung als Museum im Jahr 1975.

Zum Schloß gehört ein Landschaftsgarten, und kein Besucher sollte wieder gehen, ohne ihn erkundet zu haben; erstrecken sich doch hinter dem Schloß Wiesen mit alten Obstbäumen und hohen Rotbuchen, weite Efeu- und Waldmeisterflächen, schattige Wege und zahlreiche Ruheplätze. Wasser fließt aus einem Teich mit klassizistischem Badehäuschen durch eine aus Sandstein gehauene Rinne, schlängelt sich durch den Park und ergießt sich schließlich in den Wallgraben. Und wieder fühlt man sich nicht als Tourist, sondern wie zurückversetzt in den Alltag einer anderen Zeit, die sich mit dem Heute vermischt und verbindet.

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Das zum Schloßkomplex gehörende Theater erlebt seine erste Blütezeit um 1815 – und seine zweite heute. Ursprünglich ein zweigeschossiges barockes Gartenhaus, geht die heutige Form auf die Zeit um 1800 zurück, als es im Stil des Klassizismus umgebaut und erweitert wurde. Charlottes Sohn Carl von Stein, seit 1793 Gutsherr in Kochberg, nutzte das Theater besonders in den Jahren um 1815, als er zusammen mit seinen Kindern und der Dienerschaft für Freunde und Verwandte Stücke aufführte. Er inszenierte sie selbst und malte die Bühnenbilder. Wer sich heute in dem kleinen Theater umsieht, wird sich die fröhlichen Zusammenkünfte darin gut vorstellen können: Tapetendekoration, Blumengirlanden und Friese geben dem Raum eine verspielte Note, alles ist in warmem Rot und Honiggelb, Dunkelgrün und lichtem Blau gehalten…

Julie Leuze

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