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Als Außenseiter an die Spitze

Caesars Aufstieg

Als Außenseiter an die Spitze
Die römische Republik, deren Sohn Gaius Julius Caesar war und der er schließlich den Todesstoß versetzte, war lange Zeit ein überaus erfolgreiches Gemeinwesen. Erfolgreich, indem sie ganz Italien und weite Teile der Mittelmeerwelt nicht nur eroberte, sondern auch durch geschickte Politik an sich zu binden wußte. Erfolgreich aber auch darin, daß sie im Innern stabil war und gut funktionierte.

Die römische Republik hatte eine eigentümliche, allmählich gewachsene Ordnung. Am Anfang hatten die Patrizier, ein religiös sanktionierter Adel, gestanden, der das Monopol auf die Ämter besaß. Dagegen hatte sich die Plebs, ein großer Teil der übrigen Bürgerschaft, erhoben. Sie konnte (und wollte wohl auch) die Patrizier nicht stürzen. Aber eigene Rechte und den Zugang zu den Ämtern hat sie beansprucht. Sie hat sie unter ihren Anführern, den Volkstribunen, erkämpft. Schließlich bildete sich ein patrizisch-plebejischer Adel. Aber die Institutionen der Plebs blieben erhalten.

Rom wurde fortan von einem Adelsrat, dem Senat, regiert. Die Exekutive lag zumal bei zwei Konsuln, die jährlich zu wählen waren. Die Volkstribunen behielten das früh ertrotzte Recht, gegen magistratische Handlungen ein Veto einzulegen. Sie konnten auch Gesetze gegen den Willen des Senats beschließen lassen. Die Kompetenzen der verschiedenen Organe waren formal kaum eingegrenzt. So konnten sich verschiedenste Kräfte zur Geltung bringen – in stets neuen Kämpfen. Am Ende pflegte alles zu einem Ausgleich zu kommen. Man war darauf eingestellt nachzugeben. In letzter Instanz entschied zur Not der Senat. Es gab einen starken Sinn für das Angebrachte. Die notwendige Geschlossenheit des Adels ließ sich behaupten.

Doch ging das nur, solange die Probleme, die sich der Republik im Innern wie in ihrem Herrschaftsbereich und an dessen Grenzen stellten, ein bestimmtes Ausmaß nicht überschritten. Das war bis in die Mitte des 2. Jahrhunderts v. Chr. hinein der Fall. Dann machte sich zunehmend bemerkbar, daß die alte Republik den neuen Gegebenheiten des Weltreichs nicht mehr gewachsen war.

133 brachte ein Volkstribun, Tiberius Grac‧chus, die wachsende Not der Bauern, aus denen sich Roms Armeen rekrutierten, auf die Tagesordnung. Die Kriege waren länger geworden, einer von ihnen war ausgesprochen schmutzig und beutelos. Zahlreiche Bauern verarmten, konnten ihre Höfe nicht halten. Gracchus’ Antrag jedoch, ihnen aus öffentlichem Eigentum neues Land zu verschaffen, stieß auf das Veto eines Kollegen. Dergleichen hatte es schon oft gegeben. Aber diesmal gab keiner nach. Jeder wollte mit dem Kopf durch die Wand. Angesichts des überaus starken Zuspruchs, den Grac‧chus erfuhr, hätte nach alter Regel das Veto zurückgezogen werden müssen. Gracchus’ Kollege aber nahm sein Recht absolut. Darauf ließ Grac‧chus ihn kurzerhand durch die Volksversammlung absetzen. Was noch mehr gegen alle Regeln verstieß. Schließlich tat der Senat ein Übriges: Er schlug seine Überparteilichkeit in den Wind. Ein großer Teil seiner Mitglieder übte Lynchjustiz. Der Tribun wurde erschlagen. Wesentliche Grundlagen der überkommenen Ordnung gerieten damit in Frage, aber auf den Gedanken, daß sie nicht mehr die rich‧tige war, ist keiner gekommen.

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Als bald darauf nicht genügend Soldaten ausgehoben werden konnten, brach der Konsul Marius mit dem Grundsatz, daß nur, wer eigenes Land besaß, für Rom in den Krieg ziehen durfte. Er nahm jeden. Und er wollte seine Soldaten nicht nur durch Sold honorieren, sondern ihnen am Ende Land verschaffen. Nachdem zuvor Landeigentum Voraussetzung für Wehrdienst gewesen war, sollte in diesem Fall Wehrdienst Voraussetzung für Landeigentum werden. Vielleicht konnte man das eine nicht ohne das andere denken. Jedenfalls waren die Soldaten nach römischer Auffassung ihrem Feldherrn dafür zu Gefolgschaft verpflichtet.

Der Charakter der römischen Armeen verwandelte sich. Man mußte künftig nicht nur Feldherr, sondern auch Soldatenführer sein, wenn man eine von ihnen zum Erfolg führen wollte. Ja, aus verschiedenen Gründen scheint es dazu gekommen zu sein, daß größere militärische Aufgaben nurmehr von Männern erfüllt werden konnten, die bereit und in der Lage waren, sich ganz auf die Soldaten einzustellen. Was zugleich bedeutete, sich stärker vom Gros der Senatoren abzuheben.

Die großen Feldherren und ihre Pflichten gegenüber ihren Veteranen sollten mit der Zeit zum schwierig-sten Problem in der Krise der Republik werden. Denn so nötig sie für Krieg und Friedenssicherung gebraucht wurden, so sehr wehrte sich der Senat dagegen, daß ihnen die Ansiedlung ihrer Veteranen gestattet wurde. Denn zu dessen Geschlossenheit hatte gehört, daß keiner zu selbständig und zu mächtig wurde…

Literatur: Christian Meier, Caesar. München 2004.

Prof. Dr. Christian Meier

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