Sizilien unter arabischer und normannischer Herrschaft ist ein Thema, das trotz 1000-jähriger Distanz zu Beginn des 21. Jahrhunderts aktueller denn je geworden zu sein scheint: international, multikulturell, globalisiert, und das alles auch noch ziemlich tolerant. Palermo zwischen 878 und 1154: ein Vorbild für eine zusammenwachsende Welt heute? So reizvoll diese Vorstellung auch ist und so ungewöhnlich sich die Herrschafts- und Lebensverhältnisse auf der Insel und ihrer neuen Hauptstadt auch darstellen, so ist doch bei derartig weit führenden Schlussfolgerungen erst einmal Vorsicht geboten. Die Quellen, die Kultur und Alltagsleben dieser Zeit schildern, fließen zum einen nicht reichlich, und zum anderen sind sie alles andere als unvoreingenommen.
Vor allem nach den zwei Wendejahrzehnten seit 1061, als die Normannen unter Robert Guiscard und Roger I. Schritt für Schritt ganz Sizilien eroberten, schlugen muslimische Texte verstärkt nostalgische, ja verzweifelte Töne an: Unsere schöne Insel ist in die Hände der Ungläubigen gefallen, die mit ihrer Rohheit und Barbarei all das verunstalten, was zuvor so edel und sinnreich geformt worden war. Die Polemik der christlichen Autoren lautete nicht überraschenderweise umgekehrt: Unter dem ersten normannischen König Roger I. findet Sizilien nicht nur zum wahren Glauben zurück, sondern erlebt auch einen Kulturfrühling ohnegleichen. …
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 10/2015.
Prof. Dr. Volker Reinhardt