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Begleitung ins Jenseits

Die Entdeckung der Terrakotta-Armee

Begleitung ins Jenseits
Die Terrakotta-Armee des Ersten Kaisers von China war eine der bedeutendsten archäologischen Entdeckungen des 20. Jahrhunderts. Der Gewinn für die Fachwelt war enorm. Da er in eine kritische Phase der chinesischen Innenpolitik fiel, ließ sich der Fund aber auch politisch instrumentalisieren.

Im März 1974 fanden Bauern bei Lintong, etwa 33 Kilometer östlich der Stadt Xi’an, beim Ausheben eines Brunnenschachts, der der Bewässerung des umliegenden Ackerlands dienen sollte, Fragmente von Terrakotta-Figuren. Die Fundstelle lag 1,2 Kilometer östlich der äußeren Umfassungsmauer um den Grabhügel Qin Shi Huangdis, des Ersten Kaisers von China. Der erodierte, aber immer noch 76 Meter hohe Grabhügel hat einen Umfang von gut 2000 Metern; bis heute ist er archäologisch nicht untersucht. Die Grabanlage am nördlichen Fuß des Berges Li setzt, allerdings in viel größeren Dimensionen, eine Tradition fort, welche die Herrscher des Staates Qin im 3. Jahrhundert v. Chr. in ebendieser Gegend begonnen hatten. Zuvor, im 7. bis 4. Jahrhundert, hatten sich die Fürsten von Qin ihre Gräber noch im westlicher gelegenen Fengxiang (im heutigen Nordwestchina) erbauen lassen. Es waren große Schachtgrabanlagen, über denen sich aber keine Hügel befanden, sondern nur kleine hölzerne Grabtempel, die der Ausrichtung der Ahnenopfer dienten. Bis zum 3. Jahrhundert – mithin in einer Zeit, in der verschiedene chinesische Teilstaaten um die Vorherrschaft kämpften – gelang es dem Staat der Qin, sein Gebiet zu vergrößern. Ursprünglich an der westlichen Peripherie des Reichs der Zhou (der nominell herrschenden Dynastie) gelegen, vermochten die Qin-Herrscher das Machtzentrum ihres Staates in das Kernland der Zhou zu verschieben. 325 v. Chr. maßten sie sich in demonstrativer Konkurrenz zu den Zhou den Königstitel an. Ihre Grabhügel waren sichtbarer Ausdruck eines neuen Selbstbewußtseins.

Rund 100 Jahre später war den Qin nicht nur die Zhou-Dynastie zum Opfer gefallen, sondern gelang es einem aus Qin stammenden König, erstmals in der chinesischen Geschichte die verschiedenen Teilstaaten mit militärischer Macht zu einem einheitlichen Reich zusammenzufügen. Unter dem Namen Qin Shi Huangdi wurde er erster „Kaiser“ (ein neuer Titel) von China; von der Dynastie der Qin erhielt China seinen Namen.

Das gesteigerte Prestige Huangdis, des Erbauers der Großen Mauer, fand seinen Ausdruck auch im Bau einer imposanten Grabanlage. Einen Eindruck gibt die zeitgenössische Beschreibung des Historiographen Sima Qian: „Mit der Arbeit [an der Grabanlage] am Berge Li wurde bei der Thronbesteigung des Ersten Kaisers [246 v. Chr.] begonnen. Nachdem er das Reich erobert hatte [221 v. Chr.], arbeiteten dort mehr als 700000 Zwangsarbeiter aus allen Teilen des Reiches. Die Arbeiter gruben sich durch drei unterirdische Flüsse hindurch, die sie mittels bronzener [Platten?] abschotteten, um die Grabkammer bauen zu können. Diese füllten sie mit [Replikaten von] Palästen, Türmen und den Hundert [Spitzen-]Beamten sowie mit kostbaren Gegenständen und wunderbaren Raritäten. Handwerker wurden damit beauftragt, Armbrüste zu installieren, [deren Pfeile] mechanisch ausgelöst werden, sobald Unbefugte die Kammer betreten. Die verschiedenen Wasserläufe des Reiches, der Yangzi und der Gelbe Fluß, ja selbst der Ozean wurden in Quecksilber nachgebildet und mechanisch [gesteuert] am Fließen gehalten. Die Sternbilder des Himmels und die irdische Geographie wurde [hier] unten abgebildet. Lampen wurden mit Walfischöl gespeist, damit sie ewig brennen und nie auslöschen würden. … Schließlich wurden noch Bäume darauf gepflanzt, so daß der Grabhügel wie ein Berg aussah.“ Nachdem der Erste Kaiser gestorben war, wurden alle am Bau beteiligten Handwerker und Spezialisten im Mausoleum eingeschlossen, damit niemand den Ort und seinen Inhalt verraten konnte…

Dr. Stephan Peter Bumbacher

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