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„Berühmt im Componiren“

Dieterich Buxtehude (1637-1707) in Lübeck

„Berühmt im Componiren“
Um 1700 gehörte der Marienorganist Dieterich Buxtehude zu den Attraktionen Lübecks. Völlig zu Recht nannte ihn ein Stadtführer damals einen „Welt-berühmten Organisten und Komponisten“. Vor 300 Jahren starb der Barockkomponist.

Lübeck, die schöne Königin der Hanse, darf sich vieler Vorzüge rühmen. Im Mittelalter zogen die Hansetage die Repräsentanten der mächtigsten Städte an die Trave. Auch in späteren Jahrhunderten hallten durch die Gassen der Altstadt viele Sprachen und Dialekte.

Nach Lübeck zu pilgern, dafür gab es auch nach dem Mittelalter Grund. Zu den Attraktionen der Hansestadt um 1700 gehörte der Komponist und Organist Dieterich Buxtehude. 1703 reisten gleich zwei junge Herren aus Hamburg an, um ihn zu erleben: Georg Friedrich Händel und dessen Freund Johann Mattheson. Sie interessierte das renommierte Amt des Marienorganisten. Der 60-jährige Buxtehude scheint damals nach einem Nachfolger Ausschau gehalten zu haben. Dass aber „eine Heiraths-Bedingung bey der Sache vorgeschlagen wurde, wozu keiner von uns beiden die geringste Lust bezeigte“, wie Mattheson berichtet, war den jungen Musikern wohl nicht klar gewesen. Schon Buxtehude hatte dem Brauch der Zeit gemäß die Tochter seines Amtsvorgängers geheiratet, warum sollte sein Nachfolger nicht seine Tochter Margareta heiraten? Es fand sich auch alsbald ein Nachfolger: Johann Christian Schieferdecker.

Auch Johann Sebastian Bach kam nach Lübeck: zu „Fusse“. Für die Reise hatte der junge Organist vom Superintendenten in Arnstadt im Oktober 1705 vier Wochen Bildungsurlaub erhalten – und überschritt den genehmigten Urlaub um das Vierfache! Den Herren des Konsistoriums musste er daraufhin erklären, „wo er unlängst so lange geweßen“? Er rechtfertigte sich mit dem Hinweis, „er sey zu Lübeck geweßen umb daselbst ein und anderes in seiner Kunst zu begreiffen“. Dokumentieren die Akten den Sachverhalt korrekt, war die Angelegenheit damit erledigt.

Zwei opulente „Abendmusiken“ hatten Bach seine Rückkehr vergessen lassen. Buxtehude präsentierte damals jene mehrchörigen Oratorien, mit denen der Organist der Hansestadt politisch loyal auf den Tod Kaiser Leopolds I. und die Thronbesteigung seines Nachfolgers Joseph I. reagierte: Am 2. Dezember erklang „Castrum Doloris“ (das Trauerlager), am Tag darauf „Templum honoris“ (der Ehrentempel). Kaiser Leopold I. war bereits am 5. Mai 1705 gestorben, und es ist denkbar, dass Bach schon im Vorfeld der Reise von den „extraordinairen“ Abendmusiken erfahren hatte, mit denen die Freie Reichsstadt dem Kaiserhaus huldigte. Leider sind beide Werke nicht erhalten, doch die überlieferten Textdrucke lassen den pompösen Charakter der Veranstaltungen erahnen. Das erste Oratorium präsentierte in einer „Illumination“ die kaiserliche Leiche im Sarg auf dem Paradebett. Auf vier Palmen ruhte ein gezierter Himmel. Engel hielten mit Lichtern Wache, den Sarg umstellten die gekrönten Häupter Ungarns und Böhmens. Und die Musik bezog sämtliche zur Verfügung stehenden Mittel ein.

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Buxtehudes Biographie gibt uns bis heute viele Rätsel auf. Geboren wurde er 1637 wahrscheinlich in Helsingborg. Als Organist und Werkmeister (Sekretär bzw. Buchhalter) der Marienkirche in Lübeck trat der 31-Jährige ein Amt an, das seine früheren Anstellungen in Helsingborg und Helsingør weit übertraf – bei den Entfaltungsmöglichkeiten und in der Besoldung. Wie kaum ein Zweiter trieb Buxtehude seine Virtuosenkarriere voran und verwirklichte in der Ostseestadt zahlreiche innovative Projekte, auch jenseits der Kirchenmusik. Von 1678 an präsentierte er in den berühmten „Abendmusiken“, die sein Amtsvorgänger begründet hatte, geistlich-dramatische Werke, die in ganz Nordeuropa bekannt wurden. Er sei „berühmt im Componiren, / Auf Chören, Orgeln und Claviren“, heißt es in einem 1685 veröffentlichten Lobgedicht…

Sonderausstellung über Dieterich Buxtehude St. Annen-Museum Lübeck 6. Mai – 26. August 2007

Die erste große Ausstellung über Dieterich Buxtehude zeigt den Organisten und Komponisten im Umfeld des Lübecker Kulturlebens um 1700. Die Schau ist keine reine Musikausstellung: Über die musikalischen und biographischen Ansätze hinaus macht sie auch die Lebenswelten des Barock sinnlich erfahrbar. Bedeutende Musikhandschriften, persönliche Dokumente sowie Musikinstrumente aus seiner Zeit, Gemälde und andere Kost-barkeiten lassen die Künstlerpersönlichkeit Buxtehude, das städtische Leben und die Musikkultur in Lübeck vor 300 Jahren lebendig werden.

In Dokumenten zu Familie, Freunden, Kollegen und Schülern wie Johann Sebastian Bach, Georg Friedrich Händel oder Arp Schnitger begegnet man dem Menschen Buxtehude, der nicht nur als Komponist und Virtuose, sondern auch als beeindruckende Persönlichkeit größte Hochachtung genoss. Da sein Wohnhaus nicht erhalten geblieben ist, führen die im Stil der Zeit eingerichteten historischen Räume im St. Annen-Museum atmosphärisch in seine Lebenswelt ein.

Zu der Ausstellung erscheint ein umfangreiches Begleitbuch mit Beiträgen namhafter Musikwissenschaftler, Historiker, Kunsthistoriker und Buxtehude-Interpreten. Zudem finden in Lübeck über das ganze Jubiläumsjahr verteilt zahlreiche kulturelle Veranstaltungen statt. Höhepunkt ist eine Festwoche vom 5. bis zum 13. Mai mit Konzerten international renommierter Interpreten. Kantaten- und Orgelzyklen, ein wissenschaftliches Symposion, ein Orgelwettbewerb, ein Musical, Vorträge und Lesungen runden das Programm ab.

http://www.buxtehude2007.de

Prof. Dr. Wolfgang Sandberger

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