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Bezugsort einer Dynastie

Der Dom zu Speyer

Bezugsort einer Dynastie
Speyer ist zwar eine sehr alte Bischofsstadt, Bedeutung erlangte der Ort aber erst durch die Entscheidung des ersten Herrscherpaares aus dem Geschlecht der Salier, hier einen Dom für ihre dynastische Grablege zu bauen.

D er Ort des heutigen Speyer war bereits vorgeschichtlich besiedelt. Um die Zeitenwende wurde er zu einem linksrheinischen Vorort der Römer an der Grenze zwischen der Gallia und der Germania ausgebaut. Die Civitas Nemetum entwickelte sich neben den römischen Kastellen, deren Funktion für die Grenzsicherung mit dem Ausgreifen der Römer über den Rhein hinaus obsolet geworden war. Bereits in der Mitte des 4. Jahrhunderts soll hier ein christlicher Bischof residiert haben. Dessen Kirche ist allerdings — wie auch alle anzunehmenden Ausbaustufen zu einer Kathedrale vor dem heutigen Dom aus salischer Zeit — archäologisch nicht nachzuweisen. So bleibt es bis zum Ende der Ottonenzeit, in der sich der Name „Spira“ durchsetzte, bei den historiographischen Belegen für einen Speyerer Bischof, ohne dass über dessen Amtssitz etwas ausgesagt werden könnte. Schon die herablassende Aussage Walthers, eines Schülers der Domschule und späteren Bischofs der Stadt (1006 –1027), Speyer sei eine „Kuhstadt“, mag anzeigen, dass man hier nicht unbedingt in gehobenen Verhältnissen residierte.

Von wenigen Zeugnissen aus der Merowinger-, der Karolinger- und der Ottonenzeit abgesehen, lässt sich auch über die Rolle der Speyerer Bischöfe im fränkischen Reichsepiskopat wenig sagen. Hingegen gab es schon vor 1024 Kontakte zwischen den Bischöfen und dem in der Region immer mächtiger werdenden Geschlecht der Salier; sie waren allerdings eher strafrechtlich relevanter Natur, denn einer der Bischöfe fiel dem Zorn eines Saliers zum Opfer. Das aber wendete das Verhältnis der Adelsfamilie, die ihren Schwerpunkt bis dahin in Worms hatte, in Zuwendung zu Speyer: Auch aus Reue förderte sie das Bistum schon vor der Wahl Konrads II. zum ostfränkischen König 1024.

Die Wahl Konrads aus dem Geschlecht der Salier am 4. September 1024 in Kamba am Rhein hob beide, die Familie wie das Bistum, auf eine neue Ebene. Einhergehend mit seinem Regierungsantritt, begann Konrad, der sich gegen einen jüngeren, gleichnamigen Konkurrenten aus der eigenen Familie durchgesetzt hatte, mit dem Neubau des Doms zu Speyer, wobei er einmütig von seiner Gemahlin Gisela unterstützt wurde. Diese Zweisamkeit verlieh dem Projekt von Anfang an einen familiären Charakter, auch wenn die Vorbilder bei den ottonischen Vorgängern gesucht werden müssen; sowohl Otto der Große (936– 973) als auch Heinrich II. (1002–1024) hatten in Magdeburg bzw. in Bamberg Bischofskirchen gegründet und sie zu ihrer Grablege erkoren.

Im Unterschied zum Handeln Konrads II. am Mittelrhein waren die beiden ottonischen Gründungen zugleich solche ganzer kirchlicher Territorien: Otto I. gründete mit dem Erzbistum Magdeburg gar eine komplette Kirchenprovinz an der sächsischen Ostgrenze seines Reichs, und Heinrich II. schuf das fränkische Bistum Bamberg gleichfalls in einer Grenzregion zu den Slawen. In beiden Fällen musste der Widerstand von Teilen des Episkopats überwunden werden, da die Neugründungen auf Kosten bestehender Strukturen erfolgten, Otto und Heinrich konnten sich jedoch durchsetzen.

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Konrad II. hatte nach 1024 wohl keine Möglichkeit, ähnlich zu handeln – der im Reich zur Verfügung stehende Raum war erschöpft. So konnte er mit der spektakulären Initiative in Speyer nur den Ruhm eines „zweiten Gründers“ erringen. Der Verlauf der Geschichte sollte zeigen, dass ihm dies in vollem Umfang gelungen ist: Speyer ist ein salisches Bistum, sein Dom ein im historischen Bewusstsein bis zum heutigen Tag fortbestehendes Monument der Familie.

Zwar förderte das erste salische Kaiserpaar den Speyerer Dombau kontinuierlich, doch sind kaum Besuche Konrads II. in der Stadt überliefert. Als er am 4. Juni 1039 in Utrecht starb, war der Bau in seinen westlichen Teilen noch nicht vollendet, anlässlich der Beisetzung am 3. Juli in Speyer sicherte man seinen Sarkophag mit mächtigen Eisenbändern, da offenbar ein Zutritt mit üblen Absichten zur Grablege nicht verhindert werden konnte…

Literatur: Wolfgang Eger (Red.), Geschichte der Stadt Speyer. 3 Bände. Stuttgart 1983 und 1989. Caspar Ehlers, Metropolis Germaniae. Studien zur Bedeutung Speyers für das Königtum 751– 1250. Göttingen 1996. Andreas U. Friedmann, Die Beziehungen der Bistümer Worms und Speyer zu den ottonischen und salischen Königen. Mainz 1994. Hans Erich Kubach / Walter Haas (Bearb.), Der Dom zu Speyer. München 1972.

Der Dom zu Speyer im Internet: http://www.dom-speyer.de

PD Dr. Caspar Ehlers

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