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Blütezeiten, Katastrophen

Schlesisches Museum zu Görlitz

Blütezeiten, Katastrophen
Barocke Pracht, boomende Industrie, das Elend von Flucht und Vertreibung: Das Schlesische Museum in Görlitz zeigt eindrucksvoll Höhepunkte und Krisen der geschichtlichen und kulturellen Entwicklung Schlesiens.

Seit 2006 ist Görlitz um eine Attraktion reicher: Es ist Standort des sehenswerten Schlesischen Museums. Untergebracht ist es in einem der schönsten Häuser der schmucken Altstadt, dem Schönhof. Das mittelalterliche Gebäude mit seiner Renaissancefassade wurde für die Beherbergung der Sammlung so aufwendig wie behutsam restauriert und bildet nun den stimmungsvollen Rahmen für eine dichte Präsentation, die dem Besucher in beispielhafter Weise die Bedeutung Schlesiens als mitteleuropäische Kulturlandschaft vor Augen führt. Görlitz bot sich als Standort eines zentralen Museums für Schlesien an, hatte es doch als Zentrum der nordöstlichen Oberlausitz bis 1945 zur Provinz Schlesien gehört. Träger des Museums ist eine Stiftung, in der die Bundesrepublik, das Land Sachsen, die Stadt Görlitz und die Landsmannschaft Schlesien zusammenarbeiten.

Aufgrund seiner Entstehungsgeschichte verfügt das Museum über keine älteren, gewachsenen Sammlungsbestände. Aus dieser Not hat man eine Tugend gemacht: Schön präsentierte und klug erläuterte Einzelobjekte oder Objektgruppen stehen beispielhaft für eine ganze Entwicklung, einen ganzen Zusammenhang. Moderne Ausstellungstechnik und geschickt vermitteltes Fachwissen wirken zusammen.

Dies wird schon zu Beginn der Ausstellung deutlich: Sechs „Themeninseln“ zu berühmten Landschaften und Städten sowie 15 Biographien vermitteln einen ersten Zugang zu der komplexen Ausstellungsthematik. Ungewöhnlich ist die Präsentation der biographischen Informationen, denn sie werden an einzelne Objekte geknüpft, die der Besucher über Kopfhörer buchstäblich „zum Sprechen“ bringen kann. So erzählt das Altarkreuz von 1702 aus der Glogauer Friedenskirche von den konfessio‧nellen Verwerfungen der Gegenreformation, in der den Lutheranern im katholischen Schlesien lediglich die Errichtung dreier „Friedenskirchen“ vor den Toren von Glogau, Schweidnitz und Jauer erlaubt war, es berichtet von den evangelischen Goldschmiedemeistern, die nicht zu den katholischen Zünften zugelassen wurden und ins Exil gehen mussten, schließlich von den Stiftern und ihrem religiösen Anliegen. Oder: Aus einem Brief, den das Ehepaar Vally und Hugo Gröger 1940 unter den Dielen seines Hauses in Ober-Hannsdorf bei Glatz versteckte, spricht ein ungehörter Protest gegen den Krieg.

So eingestimmt, kann man sich nun dem Rundgang durch etwa 1000 Jahre schlesische Geschichte widmen. Einige ausgesuchte Gegenstände lassen die Zeit Schlesiens unter dem polnischen Adelsgeschlecht der Piasten, dann als böhmisches Nebenland anschaulich werden. Im Hochmittelalter gründeten deutsche Siedler neue Ortschaften, setzte sich die deutsche Sprache in weiten Teilen des Landes durch. Das (seit 1526) habsburgische Schlesien mit seinen konfessionellen Gegensätzen des 16. und 17. Jahrhunderts, der barocken Kunst- und Literaturblüte sowie die „schlesische Toleranz“ des 18. Jahrhunderts stehen anschließend im Mittelpunkt. Das Titelblatt einer Schrift von Martin Opitz verweist auf die große Bedeutung der schlesischen Dichterschule, zu der auch Andreas Gryphius oder Christian Hofmann von Hofmannswaldau gehörten. Das Gnadenbild der Maria aus Kloster Grüssau symbolisiert gelebte katholische Frömmigkeit, während eine silberne Dose aus jüdischem Besitz für den bedeutenden Anteil steht, den die jüdische Bevölkerung am Geistes- und Wirtschaftsleben Schlesiens hatte…

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http://www.schlesisches-museum.de

Literatur: Helmut Neubach, Kleine Geschichte Schlesiens, Görlitz 2007.

Dr. Heike Talkenberger

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