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Das Grab des Kriegerfürsten

Bestattungsriten um 1000 v. Chr.

Das Grab des Kriegerfürsten
Auf der Insel Euböa haben Archäologen in den 1980er Jahren ein Haus aus der frühen Eisenzeit freigelegt, das von seinen Ausmaßen her nur einem hohen Aristokraten gehört haben kann. Das Haus diente zugleich als Grab seines Erbauers und bietet daher vielfältige Einblicke in die Bestattungskultur der Zeit. Dazu gehörte auch die Opferung von Tieren – und Menschen.

Mit dem Untergang der mykenischen Paläste um 1200 v. Chr. waren in vieler Hinsicht massive gesellschaftliche Veränderungen verbunden. Interessanterweise waren die Grabsitten von diesen Ereignissen zunächst kaum betroffen. Bestimmende Prinzipien der Grabkultur waren nach wie vor die Erdbestattung und das Gemeinschaftsgrab. Die bevorzugte Grabform war das meist in Hanglagen in den weichen Fels gehauene Kammergrab. Kammergräber bestehen in der Regel aus einem Gang, einem verengten Eingangsbereich und der eigentlichen Grabkammer. Die Toten wurden in den meisten Fällen nicht begraben, sondern einfach auf den Boden der Kammer gelegt. Nach vollständiger Verwesung wurden die Knochen der Toten oft an den Kammerrand geschoben. Manchmal wurden auch die Überreste mehrerer Altbestattungen zusammen und ungeordnet in einer Grube vergraben. Das Skelett eines Toten scheint den Mykenern nur wenig Respekt eingeflößt zu haben.

Nach jeder Bestattung wurde der zur Grabkammer führende Gang, der Dromos, wieder mit Erde zugeschüttet. Davor wurde die Tür zur Grabkammer mit Steinen verschlossen. Man kann vermuten, dass in den Kammergräbern die Toten eines Familienverbandes beigesetzt wurden. Die vor allem aus Mykene bekannten Kuppel- oder Tholosgräber wurden im 12. Jahrhundert kaum noch verwendet. Neben den Kammergräbern lassen sich in denselben Friedhöfen bisweilen auch einige Einzelbestattungen nachweisen. Allerdings wurden insgesamt nur sehr wenige Personen auf diese Weise beigesetzt. Auch Brandbestattungen waren in der letzten Phase der mykenischen Kultur noch eine große Ausnahme.

Um 1100 fand die spätmykenische Kultur ein recht plötzliches Ende, über dessen Gründe noch kontrovers diskutiert wird. Damit war auch die Aufgabe der Kammergrabfriedhöfe verbunden. Stattdessen wurden in der folgenden sogenannten submykenischen Zeit (um 1100 –1050) neue Nekropolen (Totenstädte) mit Einzelgräbern angelegt. Die bedeutendste bekannte Begräbnisstätte dieser Zeit ist der Kerameikos im Zentrum Athens, wo seit Anfang des 20. Jahrhunderts Ausgrabungen vom Deutschen Archäologischen Institut durchgeführt werden.

Der wichtigste submykenische Grabtypus ist das Steinkistengrab. Fast 75 Prozent der Toten wurden im Kerameikos-Friedhof in submykenischer Zeit in Gräbern dieses Typs beigesetzt. Steinkistengräber haben eine langrechteckige Form. Die Schmalseiten bestehen aus jeweils einer Steinplatte. Die Langseiten können bis zu sechs Steinplatten aufweisen. Die Oberseite wurde mit Deckplatten verschlossen. Neben den Steinkistengräbern gab es auch einfache Erdgräber, nur mit einer Plattendeckung versehene Gräber und sogenannte Steinschüttungsgräber. Steinschüttungsgräber sind Erdgräber, die mit einer Lage nicht sehr großer Feldsteine bedeckt wurden. Offensichtlich war die obere Abdeckung der Gräber von besonderer Bedeutung. Wahrscheinlich sollte eine unüberwindliche Trennung zwischen der Welt der Lebenden und der der Toten geschaffen werden. Vielleicht sollten die Toten auch an einer Rückkehr gehindert werden…

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Dr. Florian Ruppenstein

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