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Das Hohelied des französischen Königtums

Sébastien Mamerots Passages d'Outremer

Das Hohelied des französischen Königtums
Mit dem Blick in die Geschichte verband sich zu allen Zeiten oft eine bestimmte Absicht. Das galt auch für eine im 15. Jahrhundert entstandene Geschichte der Kreuzzüge, die zudem vor dem Hintergrund damals ak‧tueller osmanischer Eroberungen zu lesen ist.

Als die Eroberungen auf dem Balkan unter Sultan Mehmed II. für Europa immer bedrohlicher wurden, beauftragte der französische Adlige Louis de Laval-Châtillon seinen Kaplan Sébastien Mamerot mit einer Geschichte der Kreuzzüge. Das zwischen 1472 und 1474 verfasste Werk mit dem Titel „Passages d’Outremer“ (outremer wörtlich übersetzt: jenseits des Meeres; im Mittelalter waren damit die Kreuzfahrerstaaten gemeint) wurde wenig später von Jean Colombe, einem der renommiertesten Illustratoren seiner Zeit, aufwendig illuminiert und gilt heute als eines der Meisterwerke französischer Buchkunst des ausgehenden Mittelalters. Im Taschen-Verlag erschien jüngst ein aufwendig gestaltetes Faksimile der Prunkausgabe dieser Handschrift aus der Bibliothèque nationale de France in Paris…

Die Einnahme Edessas, der Hauptstadt des gleichnamigen Kreuzfahrerstaates, durch die Muslime 1144 löste den zweiten Kreuzzug aus, der wegen der Teilnahme des französischen Königs Ludwig VII. an der Seite des römisch-deutschen Herrschers Konrad III. – dieser habe damals „unter der Macht des Königs von Frankreich und der Franzosen“ gestanden, heißt es bei Mamerot – eingehend geschildert wird. Den Angriff des christ‧lichen Heeres auf Damaskus, den Mamerot beschreibt, setzte auch der Illustrator der Chronik in Szene, der dabei die Deutschen, zwar anachronistisch, jedoch für seine Zeit realistisch, unter dem Doppeladler kämpfen lässt (Abbildung).

Anschließend erzählt Mamerot die Geschichte der Kreuzfahrerstaaten im Spannungsfeld von Byzantinern und Aijubiden und schildert Saladins Sieg bei Hattin über die Kreuzfahrer, dessen Folge der dritte Kreuzzug war. Weil der französische König Philipp II. August (1180 –1223) an ihm teilnahm, widmet ihm Mamerot ganze sechs Kapitel. Der unselige vierte Kreuzzug, an dessen Beginn die Eroberung des christlichen Konstantinopel 1204 stand, wird ebenfalls abgehandelt: Letztlich werden aber die angeblich verräterischen und untereinander verfeindeten Byzantiner selbst für die Einnahme der Stadt verantwortlich gemacht. Die anschließende Plünderung der Stadt durch die Kreuzfahrer wird fast beiläufig erwähnt. Auch dem aufsehenerregenden, weil unblutig verlaufenen Kreuzzug Kaiser Friedrichs II. von 1229 schenkt Mamerot – in Ermangelung französischer Teilnehmer – vergleichsweise geringe Aufmerksamkeit…

Literatur Detailgetreu bis zur Goldhöhung reproduziert die Faksimile-Ausgabe des Taschen-Verlags das mittelalterliche Manuskript der „Passages d’Outremer“. Die zweibändige Hardcover-Edition im Schuber besteht aus einem Faksimile-Band und einem Kommentarband, der die vollständige Übersetzung des Manuskripttextes und Erläuterungen zu Jean Colombes 66 farbenprächtigen Miniaturen enthält.

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Das Bild dieses Beitrags stammt aus der Faksimile-Ausgabe. Taschen GmbH, Hohenzollernring 53, 50672 Köln http://www.taschen.com

Prof. Dr. Peter Thorau

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