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Das verklärte Bild eines Kaisers

Die Rezeption Konstantins des Großen in Mittelalter und Neuzeit

Das verklärte Bild eines Kaisers
Den Päpsten diente eine vermeintliche Schenkung Konstantins I. als Grundlage für ihren Primat über die Kirche und das Abendland insgesamt; doch habsburgische Kaiser und französische Könige knüpften ebenso an den ersten christlichen Herrscher an wie Wilhelm II. und Benito Mussolini.

Wie uns der Zeitgenosse Eusebius von Caesarea in der „Vita Constantini“ mitteilt, ist Konstantin zu Pfingsten des Jahres 337 auf seinem Sterbebett getauft worden. Sein Sarkophag wurde in einem noch zu seinen Lebzeiten in Konstantinopel errichteten Mausoleum in‧mitten von Gedenkmonumenten der zwölf Apostel aufgestellt.

Bereits bald nach seinem Tod schufen Legenden ein verklärtes Bild des ersten christlichen Kaisers. Große Bedeutung erlangte hierbei der Legendenzyklus um die Auffindung des Kreuzes Christi. Über deren frühe Ausformung wissen wir durch die zu Beginn des 5. Jahrhunderts verfasste Kirchengeschichte des Rufinus von Aquileia, der eine heute verlorene griechische Fassung des Gelasios von Caesarea ins Lateinische übersetzte. Dieser Tradition zufolge wird die Auffindung von drei Kreuzen bei Jerusalem auf Helena, die Mutter Konstantins, zurückgeführt, die nach diesen hatte graben lassen. Ferner findet sich hier bereits die Identifizierung des Wahren Kreuzes durch eine Krankenheilung sowie die Entdeckung der Kreuzesnägel.

Von weiteren Stoffbearbeitungen des beginnenden 5. Jahrhunderts ist die sogenannte Kyriakos-Legende für die spätere Rezeption im lateinischen Westen bedeutsam. Sie handelt von dem Juden Judas, der Helena den Fundort des Kreuzes verraten hat und nach seiner Taufe unter dem christlichen Namen Kyriakos Bischof von Jerusalem wurde. Helena ließ die aufgrund dieser Hinweise gefundenen Kreuzesnägel in den Helm ihres Sohnes Konstantin und in die Trense seines Pferdes einarbeiten. Die bei Rufinus überlieferte Kreuzeslegende wird schließlich durch die griechischen Kirchenhistoriker Sokrates, Sozomenos und Theodoret um einige Elemente erweitert. In der Übersetzung des Cassiodor, der „Historia tripartita“, ist diese Tradition dem lateinischen Mittelalter zugänglich gemacht worden und erreichte eine weite Verbreitung. Unterschiedlich ist die jeweilige Rolle Konstantins in diesen Erzählungen. Während er bei Sokrates einen eher passiven Part einnimmt, gibt der Kaiser in der Version des Sozomenos selbst den Befehl zur Suche und ist bei der Kreuzesauffindung persönlich zugegen.

Hagiographische Darstellungen Konstantins dominierten das Gedenken an diesen Kaiser seit dem weiteren Verlauf des 5. Jahrhunderts und führten dazu, dass kritische heidnische Stimmen deutlich an Wirkkraft verloren. Spätestens seit dem 8. Jahrhundert wurde er in der Ostkirche als Heiliger verehrt. Zahllose Darstellungen zeigen ihn zusammen mit seiner Mutter Helena und in ihrer Mitte das Wahre Kreuz; ihr gemeinsamer Festtag ist der 21. Mai. Deutlich seltener sind Abbildungen, die den Herrscher in andere Zusammenhänge stellen. Hierzu gehört das im 10. Jahrhundert entstandene berühmte Mosaik in der Säulenvorhalle der Hagia Sophia in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul. Hier überreicht der Kaiser, durch eine Inschrift als „Konstantinos, der große Herrscher unter den Heiligen“, identifiziert, der Gottesmutter ein Modell der von ihm neu gegründeten Stadt am Bosporus…

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Prof. Dr. Lukas Clemens

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