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…dass man vor lauter Leichen nicht vorwärts konnte

Die Schlacht von Las Navas de Tolosa

…dass man vor lauter Leichen nicht vorwärts konnte
Die Schlacht von Las Navas de Tolosa gilt im Allgemeinen als entscheidender Sieg der christlichen Königreiche gegen die muslimischen Almohaden. Wie kam es zu diesem Waffengang, und welche Folgen hatte er tatsächlich?

Nachdem Alfons – Gott verfluche ihn – und seine Helfershelfer sich am Geld und Gut der Muslime bereichert hatten, brachen sie vom Schlachtort auf. Der Emir aber kehrte nach Nordafrika zurück, sammelte Truppen in großer Zahl und scheute keinen Aufwand, nur dass der Tod seine Pläne durchkreuzte. Hernach betrat bis zum Ende der Dynastie kein Almohade mehr spanischen Boden“, so berichtet Abd al-Wahid al-Marrahuschi aus der Rückschau über die Schlacht von Las Navas de Tolosa.

Wenn Schlachten zugebilligt wird, den Verlauf der Geschichte maßgeblich zu prägen, zu ändern oder neu zu bestimmen, wie dies verschiedene Werke über Entscheidungsschlachten der Weltgeschichte suggerieren, dann gehört zumindest für den iberischen Raum die militärische Auseinandersetzung von Las Navas de Tolosa hierzu. Dennoch steht sie bei Erörterungen über die mittelalterliche Geschichte Spaniens in jüngerer Zeit seltener im Vordergrund, weil Fragen zu Austausch und Kontakt zwischen den Religionen und Kulturen in der aktuellen Diskussion dominieren. Zwar hat es nach der ersten großen Schlacht am Guadalete 711, die den Untergang des spanischen Westgotenreichs besiegelte, immer wieder militärische Auseinandersetzungen um die Einflussbereiche des „christlichen“ und des „muslimischen“ Spanien gegeben, aber diese Waffengänge hatten oft den Charakter von Konflikten, wie sie unter konkurrierenden Herrschaften üblich waren. Am offensivsten waren sicherlich zu Zeiten des Kalifates von Córdoba die Züge al-Mansurs am Ende des 10. Jahrhunderts, welche die muslimischen Truppen – wenigstens zeitweise – an Orte führten, die eigentlich schon seit längerer Zeit unbestritten unter christlicher Herrschaft standen. Nach dem Ende des Kalifats (1031/1035) änderten sich die Strukturen und damit auch die Voraussetzungen für ein neues Gleichgewicht.

Die muslimischen Kleinkönigtümer (Taifas) konnten bei eigener militärischer Schwäche friedliche Nachbarschaft zu den christlichen Reichen zuweilen durch Tribute sichern. Gelegentlich wurden die Tributerhebungen militärisch unterstützt, aber auch Eroberungsgelüste führten zunehmend zu gewaltsamen Auseinandersetzungen. So intensivierte sich die sogenannte Reconquista der christlichen Herrschaften im 11. Jahrhundert; die Züge gegen Barbastro und Coimbra (1064) oder die auch symbolisch bedeutende Einnahme von Toledo (1085) seien hier hervorgehoben. Neu war an diesen Zügen unter anderem, dass Kämpfer aus dem heutigen Frankreich und dem übrigen Europa mitstritten, dass neben zunehmenden europäischen Einflüssen auch päpstliche Lohnversprechungen und Unterstützungen zu verzeichnen sind und dass vor allem Konzeptionen der zeitgleich verbreiteten Kreuzzugsidee auch auf die Reconquista in Spanien übertragen wurden.

Die großen Erfolge der Christen führten bei den bedrängten muslimi-schen Herrschern zur Suche nach neuen Bundesgenossen, die sie Ende des 11. Jahrhunderts zunächst in den in Nordafrika herrschenden Almoraviden, seit Mitte des 12. Jahrhunderts dann in den ebenfalls aus Nordafrika stammenden Almohaden fanden. Mit diesen Dynastien kam aber nicht nur militärische Hilfe, sondern auch ein gehöriges Maß an neuen, radikaleren politischen und religiösen Konzeptionen in das muslimische Spanien. Besonders die berberische Dynastie der Almohaden, die von 1130 bis 1269 den westlichen Teil Nordafrikas und kürzere Zeit auch das muslimische Spanien beherrschte, hing einer puristischen Bewegung an, die der Rechtsgelehrte Ibn Tumart (um 1080 – um 1130) begründet hatte. Er und seine Anhänger predigten die absolute Einheit Gottes (arabisch tawhid). Durch das Bündnis mit dem Berberstamm der Masmuda unter der Führung von Abd al-Mumin (1133 – 1163) gingen die Almohaden gegen die auch in Spanien herrschenden Almoraviden vor, denen einen anthropomorphistische, also menschliche Züge aufweisende Gottesvorstellung unterstellt wurde…

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Klaus Herbers, Geschichte Spaniens im Mittelalter. Vom Westgotenreich bis zum Ende des 15. Jahrhunderts, Stuttgart 2006.

Prof. Dr. Klaus Herbers

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