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Den Spaniern die Federn gerupft

Der Sieg über die Armada 1588

Den Spaniern die Federn gerupft
Nur mit einer Invasion Englands glaubte Philipp II., die Vorherrschaft Spaniens zur See sichern und den von Elisabeth I. unterstützten Aufstand in den Niederlanden bezwingen zu können. Doch selbst die “Winde und Wellen Gottes” schienen der Protestantin beizustehen.

Als Elisabeth I. 1558 den englischen Thron bestieg, begegnete ihr der spanische König Philipp II. zunächst mit Wohlwollen. Der hauptsächliche Gegner Spaniens war damals nicht England, sondern Frankreich, mit dem es im Krieg lag. Außerdem war Philipp II. seit 1554 mit der Halbschwester und Vorgängerin Elisabeths, Königin Maria, verheiratet, die bis zu ihrem Tod 1558 für kurze Zeit in England den katholischen Glauben wiederhergestellt hatte. Das ursprünglich gute Verhältnis kühlte sich jedoch über die Jahre allmählich ab. Es waren im Wesentlichen zwei Faktoren, die zur wachsenden Entfremdung zwischen London und Madrid führten. Einmal hatte sich England mit der Festigung der anglikanischen Staatskirche unter Elisabeth im Lager der protestantischen Mächte eingereiht. Zudem mußte es Spaniens Hegemonieansprüche über die Weltmeere in Frage stellen, wenn es selbst ebenfalls von der Erschließung der Neuen Welt, das heißt Amerikas, profitieren wollte. Elisabeth erregte in der Folge den Zorn Philipps nicht nur mit Maßnahmen zur Unterdrückung der englischen Katholiken, sondern auch mit ihrer Außenpolitik sowohl auf dem Kontinent als auch in Übersee. Sie ließ den englischen Piraten freie Hand bei ihren Kaperfahrten gegen die spanischen Besitzungen in Amerika. In verdeckter, aber wirksamer Weise begann sie zudem, die protestantischen Widersacher des spanischen Königs in Frankreich und im Deutschen Reich, dann ab 1568 aber auch in den aufständischen Niederlanden zu unterstützen. Trotz wiederholter Verschwörungen war die englische Monarchie als Institution unangefochten. Sie wurde nicht nur durch das Instrument der anglikanischen Staatskirche, sondern auch durch die Einrichtung des Parlaments, das alle maßgeblichen politischen und wirtschaftlichen Kräfte in sich vereinigte, stabilisiert. Der Konsens zwischen Parlament und Monarchie beruhte nicht zuletzt darauf, daß diese auf ein kostspieliges, stehendes Heer und eine aufwendige Zentralverwaltung verzichtete. Lediglich eine Kriegsflotte, die Royal Navy, leistete sich die englische Krone seit dem Bruch Heinrichs VIII. mit der katholischen Kirche, zur Abwehr kontinentaler Feinde. Königin Elisabeth I. von England war langsam in die Rolle einer Führerin des protestantischen Europa und direkten Gegenspielerin Philipps II. hineingewachsen. Ihre Aussichten, sich gegenüber Spanien behaupten zu können, schienen höchst ungünstig. Die spanische Monarchie umspannte nach 1580 den ganzen Erdkreis, von ihr abhängig waren in Europa die ererbten oder eroberten italienischen, portugiesischen, niederländischen und burgundischen Besitzungen, die Kolonien Amerikas und der Philippinen, Stützpunkte an den Küsten Indiens und Afrikas. Die Weltmacht Spanien hatte aber auch ihre Schwachstellen, die beiden wichtigsten wurden bereits erwähnt: die rebellischen Niederlande und die schwierig zu verteidigenden Besitzungen in Amerika. Da Elisabeth lange Zeit nicht in der Lage war, Philipp II. in einem offenen Krieg die Stirn zu bieten, betrieb sie eine Strategie der Abnützung, indem sie den Gentleman-Korsaren Francis Drake und andere Freibeuter zur Schwächung des Amerikahandels in die Karibik entsandte. Als Philipp II. 1585 alle englischen Handelsschiffe in den spanischen Häfen beschlagnahmen ließ, revanchierte sich Elisabeth mit dem Abschluß eines Bündnisses mit den Niederlanden; unter dem Eindruck großer militärischer Erfolge der spanischen Flandernarmee stationierte sie überdies dort ein englisches Truppenkontingent. Die Feindseligkeiten eskalierten zusehends. Philipp II. begann sich zu überlegen, welche Strategie geeignet sei, das Blatt endgültig zu seinen Gunsten zu wenden. Von ihm sowie den wichtigsten spanischen Politikern und Militärs wurde der Schlüssel zu einer Befriedung der Niederlande und Sicherung der Vorherrschaft zur See immer mehr in der Invasion Englands gesehen. 1585 begannen die kriegerischen Zusammenstöße zwischen Spanien und England ohne formelle Kriegserklärung. Philipp II. entwarf persönlich auf der Basis geglückter früherer Invasionsvorhaben, angefangen mit der normannischen Eroberung 1066, den Angriffsplan. Seit Frühling 1586 liefen in den Atlantikhäfen der Iberischen Halbinsel fieberhaft Vorbereitungen. Schließlich umfaßte die Armada insgesamt 140 Schiffe und 24000 Mann Besatzung, davon 7000 Matrosen und 17000 Soldaten. Die Kriegsflotte Philipps II. war in ihren Schiffstypen allerdings nicht weniger verschiedenartig und multinational zusammengewürfelt als dessen europäische Besitzungen. Neben spanischen und portugiesischen Galeonen (Segelkriegsschiffen) fanden sich italienische Galeeren (Ruderkriegsschiffe) und Galeassen (schwerbewaffnete Schiffe, halb Galeone, halb Galeere), französische Fregatten, Schnellboote für den Depeschendienst und langsame, mit Proviant beladene Frachter aus diversen Ländern, selbst aus den Hansestädten, von den Spaniern gechartert oder requiriert. Da die Armada Verpflegung und Munition über eine lange Wegstrecke mitführen mußte, war sie auf eine überaus große Transportkapazität angewiesen, was wiederum die Möglichkeiten einer dem Gegner ebenbürtigen Bestückung der Schiffe mit Kanonen einschränkte. England sah der aufziehenden Gefahr nicht untätig entgegen. Zwar fürchtete Königin Elisabeth die Kosten eines offenen Kriegs. Enge Berater wie Staatssekretär Sir Francis Walsingham betrachteten aber den Krieg mit Spanien als unausweichlich und befürworteten einen Präventivschlag, bevor Philipp II. seine Ressourcen für ein England-Unternehmen zusammenziehen konnte. 1587 lancierte Francis Drake einen Überraschungsangriff auf Cádiz, den spanischen Einfuhrhafen für Gold und Silber aus den amerikanischen Kolonien, und kaperte oder zerstörte dabei 24 Schiffe, einzelne von ihnen gefüllt mit Proviant für die entstehende Armada. Die Aktion Drakes bedeutete für Philipp II. nicht nur einen beträchtlichen Prestigeverlust, sondern sie verzögerte auch das Auslaufen der spanischen Kriegsflotte um ein ganzes Jahr. Der Korsar, der 1581 in den Ritterstand erhoben worden war, hatte mit seinem Coup “den Bart des spanischen Königs versengt.”

Dr. Rudolf Bolzern

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