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Der Diktator geht 13 Minuten zu früh

Das Attentat Georg Elsers

Der Diktator geht 13 Minuten zu früh
Der Schreiner Georg Elser aus dem württembergischen Königsbronn versucht am 8. November 1939, Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller mit einer Bombe zu töten. Elser wird gefasst und gesteht, 1945 wird er in Dachau ermordet. Nach 1945 dauert es Jahrzehnte, bis Elsers Mut und Tatkraft gewürdigt werden.

Eine gewaltige Explosion ereignete sich am 8. November 1939 gegen 21.20 Uhr im Versammlungssaal des Münchner Bürgerbräukellers, einem der bekannten Festsäle, die die NSDAP alljährlich nutzte, um ihren Umsturzversuch vom 9. November, den „Marsch auf die Feldherrenhalle“, zu feiern. Acht Tote und viele Verletzte zeigten, dass ein unbekannter NS-Gegner seinem Ziel nahe gekommen war, Hitler zu töten. Dieser hatte noch 13 Minuten zuvor zu seinen „alten Kämpfern“ gesprochen. Es war ein Einzelner, der die Bombe konstruiert und gezündet hatte – ein Schreiner, aus Königsbronn bei Heidenheim: Johann Georg Elser. Stunden nach dem Anschlag wurden erste Vermutungen über die Täter angestellt: Während die NS-Propaganda den britischen Geheimdienst beschuldigte, verdächtigten oppositionelle Kreise die Nationalsozialisten als Drahtzieher. Es sollte noch Jahrzehnte dauern, bis akzeptiert wurde, dass Elser ein Einzeltäter war. Seine Ermordung am 9. April 1945, am Tag der Hinrichtung von Dietrich Bonhoeffer und Hans von Dohnanyi, stellt den Zusammenhang her, der Elsers historische Bedeutung erst ganz sichtbar macht. Elser gehört zweifelsohne zur Geschichte des deutschen Widerstands. Ebenso rätselhaft wie die Umstände seiner Tat waren aber lange Irrwege der Erinnerung nach 1945. Elsers Leben, seine Verfolgung durch die Geheime Staatspolizei (Gestapo) und die Nachkriegserinnerung müssen zusammengeführt werden, will man seine Bedeutung verstehen. Dabei waren die Voraussetzungen für eine angemessene Würdigung in den frühen 50er Jahren günstig, denn niemand anders als der Zeithistoriker Hans Rothfels hatte schon 1949 betont, beim Anschlag auf den Bürgerbräukeller habe es sich um den einzigen realistischen Versuch gehandelt, vor Stauffenbergs Anschlag vom 20. Juli 1944 Hitler zu töten.

Während sich am 5. April 1945 sowjetische Truppen der Reichshauptstadt Berlin näherten, beschloss die NS-Führung, die wenigen noch lebenden Regimegegner zu ermorden. Hitlers und Himmlers Anweisung sollte Gestapo-Chef Heinrich Müller in die Tat umsetzen, der sich des SS-Standartenführers Walter Huppenkothen bediente. Am 7. April fungierte Huppenkothen im KZ Sachsenhausen als „Ankläger“ eines Standgerichts, das die Ermordung des Widerstandskämpfers Hans von Dohnanyi veranlasste. In derselben Funktion erschien Huppenkothen am 9. April 1945 im KZ Flossenbürg, um den Theologen Dietrich Bonhoeffer, den ehemaligen Abwehrchef Wilhelm Canaris, den Abwehroffizier Ludwig Gehre und den Chef der Heeresjustiz, Karl Sack, hinrichten zu lassen. Begleitet wurde Huppenkothen vom Chef des Berliner Gestapo-Gefängnisses, Wilhelm Gogalla. Dieser machte sich nach Dachau auf, wo sich Elser befand. Gogalla hatte genaue Anweisungen von Müller bekommen, um die Ermordung zu kaschieren. Sein Auftrag lautete: „Bei einem der nächsten Terrorangriffe auf München bezw. auf die Umgebung von Dachau ist angeblich ‚Eller‘ tödlich verunglückt. Ich bitte, zu diesem Zweck ‚Eller‘ in absolut unauffälliger Weise nach Eintritt einer solchen Situation zu liquidieren. Ich bitte besorgt zu sein, dass darüber nur ganz wenige Personen, die ganz besonders zu verpflichten sind, Kenntnis erhalten. Die Vollzugsmeldung hierüber würde dann etwa an mich lauten: Am … anlässlich des Terrorangriffs auf … wurde u. a. der Schutzhäftling ‚Eller‘ tödlich verletzt.“ Ein Luftangriff ist aber niemals nötig gewesen, um KZ-Morde zu vertuschen: Am Abend des 9. April 1945 wurde „Eller“, tatsächlich Georg Elser, in der Nähe des Krematoriums von einem SS-Oberscharführer erschossen, sein Leichnam am nächsten Tag verbrannt. …

Den voll­stän­di­gen Ar­ti­kel fin­den Sie in DA­MALS 11/2012.

Prof. Dr. Peter Steinbach

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