Nach Francos Erhebung zum Generalissimus und Staatschef am 1. Oktober 1936 bemühten sich ihm wohlgesonnene Biographen, seinen Lebenslauf umgehend so darzustellen, als würden sich alle Stationen geradezu zwangsläufig in den Aufstieg bis zur Staatsspitze einreihen. Gemäß dieser Interpretation konnte es Francisco Franco als frischgebackenem jungem Offizier gar nicht rasch genug gehen, auf die Schlachtfelder der brutalen Kolonialkriege in Marokko (1909–1927) zu gelangen. Dort habe er sich, sei es als Befehlshaber von Kolonialtruppen oder an der Spitze der Fremdenlegion, im Kampf ausgezeichnet und sei entsprechend befördert und hoch dekoriert worden. Aufgrund seiner kriegsentscheidenden Erfolge sei Franco mit nur 33 Jahren zum jüngsten General Europas – manche behaupten kühn seit Napoleon – befördert worden. Zum Glanz dieses „Retters“ Spaniens gehörten laut diesen einseitigen Biographien aber auch sein Einsatz bei der Niederwerfung der asturischen „Oktoberrevolution“ von 1934 sowie selbstredend seine vermeintlich herausragende Rolle bei den Putschvorbereitungen des Jahres 1936.
Dieses idealisierte Bild hält einer näheren Betrachtung jedoch nicht stand. Franco gehörte zwar zu den wagemutigen Offizieren des Marokko-Krieges, doch stand er dabei nicht allein in der Verantwortung. Er rivalisierte mit Gleichrangigen und Gleichaltrigen wie Manuel Goded, Joaquín Fanjul oder José Varela. Letzterer wurde sogar zweimal mit der „Laureada“, der höchsten Tapferkeitsauszeichnung, geehrt. Dieser Orden blieb Franco damals verwehrt. Ein wesentlich nüchterneres Fazit lautet: Er war letztlich Teil eines Milieus, in dem Soldaten aus Ruhmsucht in einem irregulär geführten Krieg zu einem menschenverachtenden Verhalten angetrieben wurden. …
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Prof. Dr. Carlos Collado Seidel