Am Beginn des 19. Jahrhunderts hatte das Christentum viel von seiner Selbstverständlichkeit verloren. Zwar waren nach der Französischen Revolution und der Herrschaft Napoleons auf dem Wiener Kongress die Monarchien wiederhergestellt worden und mit ihnen die Allianz von Thron und Altar – doch war damit auch der Primat der Politik vor der Religion etabliert. Konfessionsübergreifend entwickelte sich die Religion zu einem dem Staat untergeordneten gesellschaftlichen Phänomen. Sie wurde dem Bereich privater Frömmigkeit zugeordnet, und ihre äußeren Strukturen wurden staatlich beaufsichtigt.
Voraussetzung dafür waren die Säkularisationen in den französisch beherrschten, insbesondere aber auch in den deutschen Territorien: Bischöfe und Äbte verloren ihre weltliche Herrschaftsfunktion, ihre weltlichen Territorien (Hochstifte) wurden in die entstehenden Flächenstaaten integriert (Mediatisierung). Außerdem wurden Klöster enteignet und der Besitz dem Staat zugeschlagen. Je nach Territorium konnte sich diese Maßnahme auf Land- und Forstwirtschaft oder auch auf Kunst und Wertgegenstände erstrecken. Nicht wenige Klöster wurden im Zuge dessen ganz aufgelöst.
Die Säkularisation betraf letztlich aber die gesamte Gesellschaft: Christliche Glaubensüberzeugungen und christliche Glaubenspraxis schwanden in den Gesellschaften und ihren Institutionen, der Alltag war mithin weniger von Religion geprägt als noch 100 Jahre zuvor. Leere Kirchen auf der einen, guter Absatz kirchenkritischer Literatur auf der anderen Seite – diese Indizien lassen sich um 1800 deutlich beobachten…
Autor: Prof. Dr. Bernward Schmidt
Den vollständigen Artikel lesen Sie in DAMALS 07/2020