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Der Tell Halaf verlangt noch mehrere Ausgrabungskampagnen

Aktuelle Ausgrabungen

Der Tell Halaf verlangt noch mehrere Ausgrabungskampagnen
Nach dem Versuch Oppenheims, die Grabungen 1939 fortzu‧setzen, dauerte es 67 Jahre, bis eine gemeinsame syrisch-deutsche Mission die Untersuchungen am Tell Halaf im August 2006 wiederaufgenommen hat.

Seit 2006 finden am Tell Halaf neue Feldforschungen statt. Im Vordergrund stehen Fragen der Siedlungsgeschichte – wann wurde der Ort erstmals besiedelt – sowie zu seiner Rolle in der altorientalischen Geschichte des 1. Jahrtausends v. Chr. Im Zusammenhang mit seiner Wiederbesiedlung durch die Aramäer erhofft man vor allem Hinweise darauf, wie sich Guzana von der Hauptstadt eines Fürstentums zu einer Provinzhauptstadt des assyrischen Reiches wandelte.

Das Projekt des Vorderasiatischen Museums und der Direction Générale des Antiquités et des Musées Damas in Zusammenarbeit mit den Universitäten Halle und München wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert. In bisher fünf Kampagnen konnten die Kenntnisse zur Siedlungsgeschichte verifiziert und erweitert werden, obwohl jede be‧antwortete Frage in der Regel neue Probleme aufwirft. Nach unserem heutigen Kenntnisstand begann die Besiedlung vor etwa 7000 bis 8000 Jahren, als sich Ackerbauern und Viehzüchter auf einem Kalkfelsen am Ufer des heute Dschirdschib genannten Flusses niederließen. Aus dieser Zeit konnten Rundbauten (Tholoi), und Häuser mit rechteckigen Gebäudegrundrissen freigelegt werden. Charakteristisch waren mit geometrischen und figürlichen Motiven bemalte Gefäße aus einem feinen gebrannten Ton. Da diese Keramik am Tell Halaf erstmals in größerer Menge nachgewiesen wurde, bezeichnet man heute diese Stufe des Spätneolithikums als Halaf-Zeit.

Nachgrabungen am West-Palast ergaben, dass seine Baugeschichte – obwohl bereits während der ersten Kampagne Oppenheims intensiv untersucht – neu interpretiert werden muss. So erscheint es uns inzwischen ziemlich sicher, dass Kapara, der als Erbauer des West-Palasts gilt, diesen auf einer etwa drei Meter hohen Lehmziegelterrasse errichtete, deren Fundamente bis zu den prähistorischen Schichten aus dem 6. Jahrtausend v. Chr. hinabreichen. Die heute noch vorhandenen Architekturreste des Palasts gehören alle zur ehemaligen Terrasse, vom aufgehenden Palastmauerwerk selbst ist nichts mehr vorhanden.

Bruchstücke eines Greifenkopfes, der ikonographisch den Bildwerken vom West-Palast aus dem frühen 9. Jahrhundert v. Chr. entspricht, wurden in jüngeren Mauern aus hellenistischer Zeit (Ende 4. – 2. Jahrhundert v. Chr.) entdeckt. Diese Fragmente gelten als Beleg dafür, dass es auf dem Tell Halaf mehr Steinbildwerke gab, als bei den Grabungen Oppenheims entdeckt wurden.

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Aus der Zeit der assyrischen Vorherrschaft konnte im Südbereich der Zitadelle ein Gebäude freigelegt werden, das auf einer bereits von Oppenheim entdeckten Lehmziegelplattform errichtet wurde. Ein Raum mit gepflastertem Fußboden, ein mit Steinplatten und Kies befestigter Hofbereich und das im Haus aufgefundene Inventar wiesen auf das Anwesen einer wohlhabenden Familie hin. Die Vermutung bestätigte sich durch den Fund einer Tontafel. Dabei handelte es sich um eine privatrechtliche Urkunde aus der Zeit um 700 v. Chr., die eine Frau namens Belessa-pilakku als Darlehensgeberin ausweist. Sie hatte zwölf Schekel Silber verliehen, wofür monatlich ein Zins von einem halben Schekel Silber entrichtet werden musste – was jährlich 50 Prozent der Schuldsumme entspricht. Angesichts dieses Zinssatzes erklärt sich die Ausstattung des Hauses.

Zwei weitere Urkunden, die 2010 bei Arbeiten in der Unterstadt gefunden wurden, handeln ebenfalls von Darlehen in Silber. Sie sind – anders als die zuerst erwähnte, in Assyrisch ausgestellte Urkunde – auf Aramäisch verfasst. Dies zeigt, dass in der Endphase des assyrischen Reiches in geschäftlichen Dokumenten beide Sprachen verwandt wurden…

Dr. Lutz Martin

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DD  〈Med.; Abk. für〉 Differentialdiagnose

Ring|an|ker  〈m. 3; Bauw.〉 umlaufender Betonkranz mit Bewehrung in Höhe der Geschossdecken zur Verankerung gemauerter Außenwände mit großen Öffnungen

Hep|tan  〈n. 11; unz.; Chem.〉 aliphatischer Kohlenwasserstoff mit sieben Kohlenstoffatomen [zu grch. hepta … mehr

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