Luthers öffentliches Auftreten war von Anfang an nach Rom ausgerichtet. Die komplexe Ereigniskette der Kirchenspaltung und Reformation war daher auch ein römisches Ereignis, das ohne gleichberechtigte Berücksichtigung der römischen Seite ungefähr so verständlich und nachvollziehbar ist wie ein Tennismatch, in dem die Kamera nur die eine Seite des Netzes einfängt.
Luthers erstes großes Manifest, die 95 Thesen, wurde zwar als Grundlage akademischer Erörterungen in Umlauf gebracht, doch ist sein eigentlicher Adressat der Papst. Ja, er wird geradezu zum intellektuellen Duell herausgefordert: Um sein Amt und dessen Ausübung geht es, und hier sieht es in Theorie und Praxis laut Luther gleichermaßen übel aus. Der Papst nennt sich – bezeichnenderweise nach dem altrömischen, heidnischen Vorbild – Pontifex maximus, größter Brückenbauer, und behauptet dementsprechend, Wege bis ins Jenseits zu bahnen: Die von ihm Erlösten kommen ins Paradies, die Verdammten in die Hölle, da Christus Petrus und dessen Nachfolgern, seinen irdischen Stellvertretern, die volle Schlüsselgewalt übertragen habe. …
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Prof. Dr. Volker Reinhardt