Heute … morgens kurz nach 7½ Uhr ein Wanken und Schwanken des Hauses, als wär ein starkes Erdbeben, einige Sekunden später wiederum ein Stoß, noch viel kräftiger, so dass man glaubt, das Haus müsse unbedingt zusammenstürzen, und ein Krachen und Klirren von Fensterscheiben, die in Scherben zu Boden schlagen. Rasch hinaus auf die Straße! … Was mag das gewesen sein? Man spricht von einem Erdbeben. Da bringt ein Radfahrer die Kunde: ‚Die Fabrik in Oppau ist explodiert!‘“
Aus diesem Tagebucheintrag eines Augenzeugen im nahen Oggersheim ist zu erahnen, welch gewaltige Wirkung die Detonation hatte, die am Morgen des 21. September 1921 das Stickstoffwerk der BASF im pfälzischen Oppau – heute ein Stadtteil von Ludwigshafen – erschütterte.
Schreckensbilanz der bis heute schlimmsten Industriekatastrophe in Deutschland: 560 Todesopfer und dauerhaft Vermisste, fast 2000 Verletzte und 7000 Obdachlose in einer in weitem Umkreis verwüsteten Trümmerlandschaft. Noch im 13 Kilometer entfernten Worms zerstörte die Druckwelle sämtliche mittelalterlichen Glasfenster des Doms, in Heidelberg sprang eine Straßenbahn aus den Schienen. Selbst in München und der Schweiz soll laut zeitgenössischen Berichten der Knall zu hören gewesen sein. Am Ort des Unglücks selbst klaffte ein riesiger Krater von über 18 Metern Tiefe und bis zu 165 Metern Länge. Was aber war passiert? …