Träume sind in der antiken Überlieferung allgegenwärtig – nicht nur in der Literatur, sondern auch in bildlichen Darstellungen. Bereits in Homers Epen träumen die Helden, etwa Agamemnon in der „Ilias“, aber auch Penelope, die Frau des Odysseus, in der „Odyssee“. Die Traumberichte finden sich in den betreffenden Werken an wichtigen Stellen: Sie bringen Handlung in Gang und steuern den Leser in seinen Erwartungen, sie zeugen aber auch von der Erfahrung, dass Menschen Opfer einer Täuschung werden, etwa wenn getroffene Voraussagen nicht eintreffen, es sich also um einen Trugtraum handelte, dem Wunschvorstellungen zugrunde liegen. Deutlich wird auch, dass man in der Antike verschiedene Typen von Träumen gekannt hat: solche, in denen eine klare Anweisung gegeben oder künftiges Geschehen angekündigt wird, und solche, die in Bildern oder ganzen Sequenzen Informationen enthalten, die sich nicht sofort erschließen, sondern der Interpretation bedürfen.
Deuten konnte die Träume grundsätzlich jeder, es gab aber professionelle Deuter, die – wie andere Wahrsager auch – ihre Dienste im Umfeld von Tempeln oder auf Jahrmärkten anboten. Berühmte Persönlichkeiten wie Alexander der Große, Gaius Julius Caesar oder manche römische Kaiser verfügten über eigene Traumdeuter, und es ist durchaus nachvollziehbar, dass die Träume von Herrschern oder Mitgliedern der Elite auf besonderes Interesse stießen, hing doch von deren Agieren oftmals das Schicksal vieler ab. Ein prominentes Beispiel stellt der Traum Kaiser Konstantins vor der Schlacht an der Milvischen Brücke am 28. Oktober 312 n. Chr. dar, der schon in der Antike mit der Hinwendung des Kaisers zum Christentum in Verbindung gebracht wurde. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 06/2014.
Prof. Dr. Gregor Weber