Der römische Heermeister Aëtius ging immerhin noch als „letzter Römer“ und Sieger über Attilas Hunnen auf den Katalaunischen Feldern (451) in das historische Gedächtnis ein, seine Nachfolger sind heute im Allgemeinen kaum mehr bekannt. Das gilt auch für Männer wie Ricimer und Aegidius, die über lange Jahre die Politik im Westen des Imperium Romanum dominierten. Wer den Umbruch zwischen Antike und Mittelalter in all seiner Vielschichtigkeit verstehen möchte, der kann viel lernen, wenn er Militärs vom Schlag eines Ricimer oder Aegidius genauer beobachtet.
Der äußere Lebensweg der beiden Generäle ist schnell erzählt. „Ricimer riefen zwei Königreiche an die Herrschaft“ – so hat es zu Ricimers Lebzeiten ein einflussreicher Aristokrat aus der Auvergne formuliert, der Sidonius Apollinaris hieß. Der Satz steht in einem sogenannten Panegyricus, das heißt in einer öffentlichen Lobrede, die Sidonius im Jahr 468 auf den Kaiser Anthemius hielt. Ricimer war damals rein formal der Militär mit dem höchsten Rang, tatsächlich aber wohl der mächtigste Mann im gesamten Westen. Sidonius wollte ihm mit seiner Formulierung schmeicheln. Sie spielte an auf Ricimers zwar barbarische, aber hohe Abkunft: Sein Vater, so rief Sidonius dem Publikum ins Gedächtnis, war ein Suebe, seine Mutter eine Gotin; Ricimers Großvater mütterlicherseits aber war kein Geringerer als Vallia gewesen, jener Mann also, der von 415 bis zu seinem Tod im Jahr 418 als König über die Westgoten geherrscht hatte. …
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Prof. Dr. Steffen Patzold