Das für sämtliche Wirkfelder des Jesuitenordens grundlegende geistliche „Programm“ ist in der ignatianischen Spiritualität zu suchen, die in besonders dichter Form im Exerzitienbuch Ausdruck findet. Kennzeichen dieser Spiritualität ist ein positives Menschenbild, das, vom Individuum her denkend, der subjektiven Erkenntnisfähigkeit jedes Einzelnen großen Spielraum einräumt. Die sehr sinnenfreudige und die Vorstellungskraft ansprechende Vorgehensweise orientiert sich dabei an dem Grundsatz „Gott in allem [zu] suchen“. In diesem Sinne soll alles menschliche Streben – sei es betend, denkend, konkret handelnd oder künstlerisch gestaltend – gleichzeitig „zur größeren Ehre Gottes“ (ad maiorem Dei gloria) dienen. Diese Merkmale kennzeichnen auch die Tätigkeit des Jesuitenordens im Bereich von Erziehung und Kultur bis heute.
Ganz nach dem in den Konstitutionen, den Satzungen der Gesellschaft Jesu, geleisteten Versprechen, dorthin zu gehen, wo man im Dienst für die Kirche am meisten gebraucht werde, erwies sich recht früh das katholische Bildungswesen als ideales Betätigungsfeld des Ordens. Teils aus Eigeninitiative, meist aber auf Wunsch von Bischöfen, Adel oder Stadtwesen gründeten die Jesuiten ihre Kollegien, an denen der männlichen Jugend kostenlos humanistische Bildung vermittelt wurde. Beim Tod des Ignatius 1556 bestanden weltweit bereits 60 Kollegien; zum Zeitpunkt der Auflösung des Ordens 1773 zählte man 869 Einrichtungen dieser Art. …
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PD Dr. Christoph Nebgen