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Ein ideales Liebespaar

Der römische Kaiser Augustus und Livia

Ein ideales Liebespaar
Um seinem Adoptivvater Caesarnachfolgen und die römische Monarchie begründen zu können, hatte sich Gaius Octavianus auch gegen Marcus Antonius durchzusetzen. Im Kampf der öffentlichen Selbstdarstellung propagierte er gegenüber dem politisch und persönlich mit der ägyptischen Königin Kleopatra verbundenen Gegner das traditionelle Ehe- und Familienverständnis. Seine Ehefrau Livia unterstützte ihn dabei maßgeblich.

Heute gelten der Feldherr Marcus Antonius und Kleopatra, auch wegen des amerikanischen Spielfilms von 1963 mit Elizabeth Taylor und Richard Burton, als berühmtestes Liebespaar der römischen Geschichte. Sie scheiterten freilich im Kampf gegen Gaius Iulius Caesar Octavianus, den späteren Kaiser Augustus. Doch auch hinter dem Sieger stand eine tatkräftige Frau, seine dritte Gattin Livia. Deren Bedeutung war lange vergessen – heute aber können wir Augustus und Livia mit Fug und Recht als wichtigstes Ehepaar der römischen Geschichte bezeichnen.

Die beiden Protagonisten waren zunächst mit anderen Partnern verheiratet – Oktavian zuerst mit Claudia, nach deren Tod dann mit Scribonia, die ihm die Tochter Iulia gebar; Livia mit ihrem Vetter Tiberius Claudius Nero, mit dem sie einen Sohn, Tiberius (den späteren Kaiser), hatte. In Rom konnten Angehörige der Oberschicht allerdings eine Ehe leicht auflösen: Standesämter waren unbekannt, und religiöse Bindungen spielten kaum eine Rolle. Am 17. Januar 38 v.Chr. heirateten der 63 v. Chr. geborene Oktavian und die gut vier Jahre jüngere Livia Drusilla, ein Mädchen aus äußerst vornehmem Haus.

Viele Einzelheiten aus dem Leben von Augustus und Livia verdanken wir dem Biographen Sueton, der 150 Jahre später schrieb. Er berichtet süffisant, der Großneffe Caesars, den dieser im Testament adoptiert und als Erben eingesetzt hatte, habe sich in etliche Liebesaffären gestürzt. Unter den Eroberungen des nunmehrigen Gaius Iulius Caesar Octavianus sei auch seine spätere dritte Ehefrau Livia Drusilla gewesen. Da Sueton jedoch häufig mit Klatschgeschichten politische Persönlichkeiten diskreditierte, ist auch bei diesen Angaben Vorsicht angeraten. Die drei Ehen des Augustus und die Umstände der letzten brachten derartige Geschichten in Umlauf.

Im Machtkampf um das Erbe Caesars hatte sich Oktavian schließlich gegen alle Rivalen durchzusetzen vermocht, doch war dabei viel Blut vergossen worden. In die Auseinandersetzungen war auch Livias Ehemann Tiberius Claudius Nero verwickelt. Um der Vorherrschaft Oktavians zu entgehen, verließ er mit Frau und Sohn Italien. Er wollte die Unterstützung von Antonius gewinnen. Als dieser jedoch 40 v.Chr. mit Oktavian den Vertrag von Brundisium geschlossen hatte, kehrte die Familie nach Rom zurück, um sich mit Letzterem zu versöhnen. Hier begegnete Livia im Herbst des Jahres 39 Oktavian.

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Es war die sprichwörtliche „Liebe auf den ersten Blick“. Zwei Hindernisse standen aber einer Verbindung im Weg: Oktavian war mit Scribonia verheiratet, und Livia war schwanger mit ihrem zweiten Sohn Nero Claudius Drusus. Oktavian befragte daher das Kollegium der obersten Staatspriester, der pontifices, dem er selbst angehörte, ob die Ehe mit der schwangeren Frau eines anderen Gatten statthaft sei, wenn dieser zustimme, und erhielt als Antwort ein „Ja“. Drei Monate später wurde Drusus geboren. Da man ihn für das Kind Oktavians hielt, kommentierte der Volksmund die Geburt mit dem Satz: „Den Glücklichen wird auch ein Dreimonatskind zuteil“. Um dieses Gerücht zu entkräften, übergab Oktavian Drusus seinem leiblichen Vater. Dieser wiederum überließ die Gattin ihrem Verehrer, der politisch mehr Gewicht besaß. Seinerseits überreichte Oktavian seiner Ehefrau den Scheidebrief, weil sie schlechte Sitten zeige.

Oktavians dritte Ehe dauerte 52 Jahre lang, bis zu seinem Tod, blieb aber kinderlos. Drei Jahre nach der Hochzeit verlieh er als Mitglied des Dreimännerkollegiums zur Neuordnung des römischen Staates seiner Ehefrau wichtige Rechte: Er entließ sie aus seiner Gewalt als Ehemann und übergab ihr damit die Verfügung über das in die Ehe gebrachte Vermögen, verlieh ihr die Unverletzlichkeit der Volkstribunen, die er selbst besaß, und das Recht, Statuenwidmungen von staatlichen wie privaten Stiftern anzunehmen (die gleichen Ehrungen erhielt damals auch seine ältere Schwester Octavia die Jüngere). Im Jahr 9 v.Chr. wurden Livia – obwohl sie nur zwei Kinder hatte – die für die Geburt dreier Kinder geltenden steuerlichen Vorteile gewährt…

Literatur: Jochen Bleicken, Augustus. Eine Biographie. Berlin 1999. Klaus Bringmann, Augustus. Darmstadt 2007. Claudia-Martina Perkounig, Livia Dru‧silla – Iulia Augusta. Köln / Wien 1995. Heinrich Schlange-Schöningen, Augustus. Darmstadt 2005. Hildegard Temporini (Hrsg.), Die Kaiserinnen Roms von Livia bis Theodora. München 2002. Paul Zanker, Augustus und die Macht der Bilder. München 2000.

Prof. Dr. Wolfgang Kuhoff

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Ae|ro|so|le  〈[ae–] Pl.〉 kolloidal verteilte, unsichtbare, feste od. flüssige Schwebstoffe in Luft u. a. Gasen

New|ton|me|ter  〈[njutn–] n. 13; Phys.; Zeichen: Nm〉 Einheit der Energie, 1 Nm = 1 Joule

♦ Elek|tro|nen|beu|gung  〈f. 20〉 Interferenz– u. Beugungserscheinungen bei Elektronenstrahlen

♦ Die Buchstabenfolge elek|tr… kann in Fremdwörtern auch elekt|r… getrennt werden.
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