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Ein recht bezaubertes Land

Höfische Kultur im Zeitalter Augusts des Starken

Ein recht bezaubertes Land
Die Prachtentfaltung, mit der sich August der Starke umgab, diente nicht ausschließlich dem eigenen Vergnügen: Je großartiger ein Fest oder ein Bau war, desto mehr Glanz fiel nicht nur auf den Herrscher, sondern auch auf sein Land, machte dessen finanzielle und politische Potenz für jedermann sichtbar.

Dresden schien zu meiner Zeit ein rechtes bezaubertes Land.“ Mit diesem Satz charakterisierte ein Frankfurter Bürger in seinen Lebenserinnerungen rückblickend den Hof Kurfürst Augusts des Starken in Dresden im Jahr 1718. Der sächsische Kurfürst und König von Polen hatte seit seiner Thronbesteigung 1694 in Dresden mit aller Kraft, mit der ihm eigenen Energie und einiger Begabung daran gearbeitet, seine Residenzstadt zu einer der glanzvollsten in Europa auszugestalten. Dabei ging es ihm keineswegs nur um reine Geldverschwendung durch sinnlose Pracht, sondern in der frühen Neuzeit und insbesondere im Zeitalter des Barock hatte der fürstliche Hof wichtige Funktionen in sozialer wie kultureller Hinsicht und bildete einen unabdingbar notwendigen Rahmen für das Funktionieren des Staates.

Mit seinem prunkvollen Ambiente, mit zeremoniellen Formen, Festen und Bauten bildete der Hof einen zentralen Ort und Rahmen fürstlicher Repräsentation. Diese erlangte im Zeitraum zwischen der Mitte des 16. Jahrhunderts und dem Ende des Siebenjährigen Krieges einen besonderen Stellenwert als Machtfaktor sowohl im Verhältnis zwischen Fürst und Ständen, insbesondere dem Adel, als auch in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Territorien des Alten Reichs. Die ständische Gesellschaft war und blieb bis weit in das 18. Jahrhundert sehr stark von Symbolen und Ritualen bestimmt, die den Ort des Einzelnen in der von Gott gesetzten Ordnung optisch signalisierten. Vor diesem Hintergrund also ist die Ausprägung und Entfaltung der höfischen Kultur unter August dem Starken in Dresden zu betrachten.

Traditionen höfischer Repräsentation in Dresden reichen bis in die Anfänge der Residenz zurück. Der repräsentative Ausbau unter Herzog Georg dem Bärtigen (1500 –1539) und seine weitere Gestaltung unter Kurfürst Moritz (1547–1553) machten das Dresdner Stadtschloss zu einem der prachtvollsten Renaissancebauten Deutschlands. Der Aufstieg des Kurfürstentums zu einem der bedeutendsten Territorien des Alten Reichs fand in der baulichen Gestaltung der Residenz in Dresden ebenso seinen Ausdruck wie in den entstehenden kurfürstlichen Sammlungen.

Mit der Sanierung des Dresdner Schlosses in den Jahren 1674 bis 1676 begann dann eine neue Phase der baulichen Gestaltung der Residenz, die August der Starke als Kind und junger Mann bereits miterlebte. Die Anlage des Großen Gartens und der Bau des dortigen Palais (seit 1676) setzten einen ersten Akzent barocker Architektur und Gartenkunst. Nach der teilweisen Zerstörung des Schlosses durch einen Brand 1701 träumte August der Starke wohl von einem repräsentativen Schlossneubau im Versailler Stil in Dresden, für den Matthäus Daniel Pöppelmann (1662– 1736) mehrere Entwürfe fertigte. Das Vorhaben scheiterte aber am Geldmangel und an Platzproblemen im Rahmen der Residenz. Die prunkvolle, einem König angemessene Neugestaltung der Repräsentationsräume im Schloss durch Architekten französischer Herkunft und der Bau des Dresdner Zwingers (1711–1719) als Festarchitektur für die Hochzeit des Kurprinzen Friedrich August II. (1696 –1763) lassen das Ausmaß der geplanten Umgestaltung immerhin erahnen.

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In der zweiten Hälfte seiner Regierungszeit ließ August der Starke vor allem die Umgebung von Dresden zu einer eindrucksvollen Residenzlandschaft ausgestalten durch den Um- bzw. Neubau der Schlösser in Pillnitz (1721–1725), Großsedlitz (1720 –  1726) und Moritzburg (1723 –1733). Mit dem 1736 aufgestellten „Goldenen Reiter“ findet sich auch ein nach französischem Vorbild gestaltetes Herrschermonument als spezifische Form fürstlicher Selbstdarstellung. Zwischen 1738 und 1754 wurde das residenzstädtische Ensemble noch durch die Hofkirche, zugleich neue Grablege der Dynastie nach dem Konfessionswechsel, erweitert.

Ein wesentliches Element höfischer Kultur waren neben den Bauten als Gehäuse des Hofes die Feste, in denen Fürst und höfische Gesellschaft sich in zeremonieller Weise selbst inszenierten. Auch hier konnte August der Starke auf Traditionen aus dem 16. Jahrhundert zurückgreifen, als es unter Kurfürst August (1553 –1586) und seinen Nachfolgern in Dresden prunkvoll gestaltete Feste im Stil der Renaissance gab, für die Giovanni Maria Nosseni (1544  –1620) weit über Kursachsen hinaus hochgeschätzte Pläne, Masken und Kostüme geliefert hatte…

Dr. Katrin Keller

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