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„…ein Vorbild an Treue und Heldenmut“

Fürst Ludwig Aloys zu Hohenlohe-Bartenstein

„…ein Vorbild an Treue und Heldenmut“
Einer der Väter der französischen Fremdenlegion war, wenn auch indirekt, ein deutscher Fürst: Ludwig Aloys zu Hohenlohe-Bartenstein. Während sein eigenes kleines Land von Württemberg geschluckt wurde, stieg er zum Marschall und Pair von Frankreich auf.

Am 18. August 1765 herrschte in dem kleinen Residenzstädtchen Bartenstein, wenige Kilometer südlich des Deutschordenssitzes Bad Mergentheim gelegen, Festtagsstimmung: Nach vier Schwestern wurde dem regierenden Fürsten Ludwig Leopold und seiner Frau Josepha Polyxena endlich ein Erbprinz geboren, der auf die Namen Ludwig Aloysius Joseph Joachim Franz-Xaver Anton getauft wurde.

Bartenstein ist eine der für Außenstehende aufgrund der zahlreichen Erbteilungen nur schwer überschaubaren Linien des Hauses Hohenlohe. Anders als etwa Bayern oder Württemberg verfügten die zahlreichen kleinen, aber dennoch reichsunmittelbaren Herrschaften im deutschen Südwesten kaum über politischen Einfluß. Doch so lange das Heilige Römische Reich als übergeordnete Einheit bestand, mußten sie sich um ihre Existenz keine Sorgen machen. Sehr wohl aber um ihre finanzielle Ausstattung: Auch in Bartenstein wollte man auf eine standesgemäße Residenz und Hofhaltung nicht verzichten. Doch die mageren Einnahmen reichten dafür nicht aus. Ein Dilemma, in dem viele der kleineren Landesherren im 18. Jahrhundert steckten. Schon die Vorfahren von Ludwig Aloys hatten sich daher um Nebeneinkünfte bemühen müssen. Erstaunlicherweise war der 1765 geborene Erbprinz jedoch der erste Bartensteiner, der dafür die Soldatenlaufbahn einschlug, bot doch gerade dieses Metier nicht nur Verdienst-, sondern auch Aufstiegschancen. Allerdings bedurfte es dazu eines langen Atems: 1785 wurde Ludwig Aloys zwar zum Obristlieutenant des Fränkischen Kreises ernannt, doch war damit weder ein Kommando noch eine Besoldung verbunden. Alles deutete auf eine solide, aber nicht außergewöhnliche Militärlaufbahn hin. Da brach 1789 in Frankreich die Revolution aus, ein Strom royalistischer Emigranten, an ihrer Spitze die Brüder Ludwigs XVI., kam in den folgenden Jahren über den Rhein. Ihr Versuch, eine Armee aufzustellen, um in Frankreich wieder die „alte Ordnung“ herzustellen, wurde zunächst mit Argwohn betrachtet. Auch durch ihr oft arrogantes Auftreten machten sie sich nicht gerade beliebt. So schrieb die preußische Prinzessin Luise über ihre Erlebnisse in Frankfurt: „Ganz Paris hatte sich dort zusammengefunden und bot ein seltsames und trauriges Bild… Dabei herrschte ein geradezu unerhörter Luxus, man lebte wie in Versailles, und die Emigranten wiegten sich in den schönsten Hoffnungen. Jeder der ihre Illusionen nicht teilte, war in ihren Augen ein Demagoge.“ Daß sie sich über ihre Gastgeber lustig machten („Deutsche Sprak, Sprak für Schwein und Pferd), steigerte ihre Beliebtheit gerade bei den einfacheren Schichten ebenfalls nicht.

Während die meisten Landesherren daher froh waren, von den Emigranten verschont zu bleiben, wurde die 2000 Mann starke Legion Mirabeau in den Fürstentümern Hohenlohe-Schillingsfürst und Hohenlohe-Bartenstein mit offenen Armen empfangen. Weniger von den einheimischen Bauern, die mit Widerstand drohten und sich in der Folge mehr als einmal mit den französischen Soldaten prügelten, als von ihren Regenten. Die beiden Fürsten begnügten sich nicht damit, die Exilsoldaten zu beherbergen, sondern stellten sogar selbst zwei Regimenter auf, die die Bourbonen im Kampf gegen die Revolution unterstützen sollten. Zwar lief die Rekrutierung schleppend, doch am Ende kamen rund 900 Mann zusammen, die der Armee des Prinzen Ludwig Joseph von Bourbon-Condé (1736–1818) unterstellt wurden. Zwar hatten die Bourbonen versprochen, Geld zur Verfügung zu stellen, doch es blieb beim Versprechen. Und so mußten die nicht gerade mit Reichtümern gesegneten Hohenloher Fürsten gewaltige Schulden für ihre Unterstützung der Bourbonen machen. Dahinter steckte ein einfaches Kalkül: Die Revolution, davon waren nicht nur die Emigranten selbst überzeugt, würde doch nur ein kurzer Spuk sein, der Krieg gegen die Revolutionäre ein Kinderspiel. War aber König Ludwig XVI. oder gegebenenfalls dessen Nachfolger wieder in seine alten Rechte eingesetzt, dann würde sich dieser doch bestimmt an die Unterstützung aus Hohenlohe erinnern. Und irgend etwas würde dabei herausspringen: Geld, ein hohes Amt, auf alle Fälle ein mächtiger Beschützer und Verbündeter. „Diensttuender Oberstinhaber“ des Bartensteiner Regiments war Erbprinz Ludwig Aloys, kommandiert wurde die Einheit allerdings von dem erfahreneren Prinzen Gustav Adolf von Hohenlohe-Langenburg. In den Jahren 1792 bis 1794 kämpften die Hohenloher im Ersten Koalitionskrieg in der Armee Condé gegen die französischen Revolutionstruppen. So kam auch Ludwig Aloys am Morgen des 17. Mai 1792 zu seiner Feuertaufe, als die Legion Mirabeau und mit ihr die Hohenloher vor Mainz von einer gewaltigen französischen Übermacht angegriffen wurden.

Ludwig Aloys traf es besonders hart: Die französischen Revolutionssoldaten warfen den Erbprinzen, so schildert es dessen Bruder Carl Joseph zu Hohenlohe-Jagstberg in seinen Erinnerungen, „mit seinem Pferde und zahlreicher Mannschaft in einen tiefen Morast, woraus einige Grenadiere seines Regiments ihn zwar zogen. Da aber sein ganzes Regiment in Unordnung gekommen war, und er Hut und Degen verloren hatte, fand er einen Nachen am Rhein und übersetzte ihn. Er landete am jenseitigen Ufer, sammelte sich wieder bei einem Pfarrer, erhielt von ihm einen Hut und kam wieder glücklich zu seinem Regimente zurück.“

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Für ihren Einsatz erhielten die Hohenloher von den Bourbonen zwar höchste Anerkennung – aber nach wie vor kein Geld. Die Truppe war in dieser Konstellation nicht mehr zu halten. Wollte man sie nicht ganz auflösen, mußte ein neuer Dienstherr gefunden werden. Der Erbprinz von Reuß etwa empfahl, die beiden Regimenter sollten in englische Dienste treten und die französische Karibikinsel Guadeloupe erobern. Das war nun aber doch etwas weit hergeholt. Schließlich wechselten die hohenlohischen Truppen am 19. Mai 1794 in niederländische Dienste. Doch der Feldzug in den Niederlanden wurde zu einem Debakel. Die Prinzen Gustav Adolf und Carl Joseph gerieten Ende Dezember in Gefangenschaft, viele Soldaten ertranken oder erfroren auf ihrer Flucht Richtung Osten in der Zuidersee. Nur wenige konnten sich auf ein Schiff nach England retten.

Ludwig Aloys hatte zwar die Rückzugsgefechte noch mitgemacht, dann aber die hohenlohischen Regimenter in den Niederlanden verlassen, um in österreichische Dienste zu treten. Fast noch mehr als die militärische Lage dürfte ihn das finanzielle Debakel beunruhigt haben. Der erhoffte Lohn war angesichts der Erfolge der revolutionären Truppen in weite Ferne gerückt, und die Niederländer bezahlten die Dienste der Hohenloher ebenfalls lieber mit schönen Worten als mit Geld.

Der Versuch Ludwig Aloys’, in kaiserliche Dienste zu wechseln, war zunächst nicht von Erfolg gekrönt: Zwar ernannte ihn der Fränkische Reichskreis zum Generalmajor, doch damit war wieder einmal weder Geld noch eine wirkliche Aufgabe verbunden. Erst am 12. Juli 1797 konnte Ludwig Aloys aufatmen: Er wurde 2. Oberst bei einem Regiment der Rheinarmee unter dem Kommando des Erzherzogs Carl. Das war zwar nicht gerade eine Traumposition, aber es war eine Aufgabe – und sie war bezahlt. In den folgenden Jahren kletterte der Erbprinz auf der Karriereleiter stetig nach oben: Im Jahr 1800 folgte die Beförderung zum Generalmajor, 1806 zum Feldmarschall-Lieutenant – alles vor dem Hintergrund der Kriege gegen das napoleonische Frankreich, in denen Ludwig Aloys sich unter anderem beim Feldzug in Oberitalien 1805 auszeichnen konnte. In der Schlacht von Caldiero am 30. Oktober 1805 lobte der Oberkommandierende, Erzherzog Carl, gar persönlich den Hohenloher, „der sich stets beeiferte, seinen Truppen mit dem Beispiele persönlicher Tapferkeit voranzugehen.“ Daß er im entscheidenden Moment die letzte Reserve von fünf ungarischen Regimentern zur Unterstützung heranführte, wurde gar als schlachtentscheidend gewürdigt…

Uwe A. Oster

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