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„Eine säkulare Missionarin“

Faszinierende Figuren: Peter Gauweiler über Eva Perón

„Eine säkulare Missionarin“
Persönlichkeiten aus Kultur, Politik und Wissenschaft sprechen über historische Gestalten, die sie beeindruckt haben. In dieser Ausgabe: der Anwalt und CSU-Politiker Peter Gauweiler über die argentinische Politikerin Eva Perón.

Wie sind Sie auf sie gekommen?

Peter Gauweiler: Eva und ich haben eine Doppelbeziehung. Zum einen über das Musical von Andrew Lloyd Webber. Das habe ich kurz nach der Premiere Anfang der 80er Jahre in Los Angeles gesehen. Mich hat da schon die Musik angesprungen. Zum anderen: Ich bin geprägt durch die 68er-Revolte, bloß als Kontra, auf der anderen Seite. Im Musical gibt es eine Szene, in der Eva mit Che Guevara Walzer tanzt. Der war zu ihrer Zeit Medizinstudent aus einem wohlhabenden und deswegen antiperonistischen Haus in Buenos Aires. Mir schien Evita eine charismatische Gegenfigur zu dem Mann mit der Baskenmütze zu sein, der damals das weltweite Idol der linken Revolution war.

Was beeindruckt Sie an Evita?

Zunächst ihre unglaubliche, atemberaubende Karriere. Sie hat es aus dem Nichts zur bedeutendsten Frau ganz Lateinamerikas im 20. Jahrhundert gebracht. Mich beeindruckt auch ihr unbedingter Wille, das Los der Unterschicht zu verbessern. Ihr ist es für einen kurzen Moment gelungen, die Unterklasse Argentiniens zur glücklichsten Klasse Lateinamerikas zu machen, abgesehen von ihren wirklich historischen Leistungen.

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Zum Beispiel?

Sie stellte in einer militarisierten Macho-Gesellschaft die traditionellen Geschlechterrollen in Frage. Sie setzte Sozialleistungen durch, die damals undenkbar waren – wir reden von den Jahren 1946 und 1947: Lohnerhöhungen, Mietsenkung, Unfallversicherung, bezahlten Urlaub, staatliche Wohnungsbauförderung. Auch das Frauenwahlrecht in Argentinien war ihr zu verdanken. Evita gründete die erste Frauenpartei der Welt, den „Partido Peronista Feminino“.

Haben Sie sich in Ihrer eigenen politischen Praxis von ihr inspirieren lassen?

Inspiriert hat mich, ich sage mal, diese Rechts-Links-Mischung. Wie man der Arbeit Würde geben und das Leben derer veredeln kann, deren Einkommen nicht auf Rendite beruht, sondern auf Arbeit. Und das, ohne in einen linken Totalitarismus zu verfallen und Argentinien in ein Stacheldrahtland zu verwandeln. Die Peronisten haben zum ersten Mal den Begriff eines „dritten Weges“ zwischen Kommunismus und Kapitalismus geprägt, der später eine gängige Metapher wurde.

Evitas Leistungen in zwei, drei Stichworten?

Sie hat umwälzende soziale Verbesserungen bewirkt: den Rechten auch geschiedener Frauen und lediger Mütter Verfassungsrang verschafft, inklusive Recht auf Kinderfürsorge wie bei Verheirateten – das war damals weltrevolutionär. Sie war eine säkulare Missionarin.

Taugt sie zum Vorbild?

Mit Sicherheit ist ihr historischer Erfolg viel größer als der Che Guevaras.

Interview: Dr. Winfried Dolderer

Peter Gauweiler geb. 1949, Anwalt, Publizist, CSU-Politiker. 1986 bis 1990 bayerischer Innenstaatssekretär, bis 1994 Umweltminister. 1990 bis 2002 im Bayerischen Landtag, bis 2015 im Bundestag. Kritiker der Euro-Rettungspolitik.

Eva Duarte de Perón (1919 –1952), argentinische Sozialreformerin, Gattin des Präsidenten Juan Domingo Perón; Model, Radiomoderatorin, Filmschauspielerin, seit 1945 mit Perón verheiratet. Gewann nach dessen Wahl 1946 maßgeblichen Einfluss auf die Sozialpolitik. Als Wohltäterin der Armen („Evita“) bis heute verehrt.

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