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Engel auf Erden

Entstehung des Mönchtums

Engel auf Erden
Das Mönchtum hat seine Wurzeln im Nahen Osten. Dort lebten die ersten Mönche als Einsiedler abgesondert von der Welt, um Gott in der Wüste nahezukommen. Das Zusammenleben von Mönchen in einem Kloster geht auf den ägyptischen Heiligen Pachomius zurück.

Eindrucksvolle Klosterbauten erinnern vielerorts an das Mönchtum als einen der wichtigsten Zweige christlichen Lebens in Europa. Mönche als ausdauernde Träger der Fürbitte für die Menschen, als unerschrockene Verkündiger des Glaubens und als Bewahrer christlicher Kultur gehörten immer zum Erscheinungsbild der Kirche. Aber ist dieser Eindruck richtig? Gab es zur Zeit Jesu und der Apostel schon Mönche? Die Fakten scheinen auf den ersten Blick dagegen zu sprechen. Denn die frühesten Formen des Mönchtums finden sich bei Antonius (251–356) und Pachomius (um 292–346), also in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts. In dieser Zeit begegnet auch der griechische Begriff monachos, Mönch, abgeleitet von monos = allein. Gemeint war damit die innere und äußere Absonderung von der Welt. Die ersten Mönche waren Anachoreten, Menschen also, die der Wortbedeutung nach aus dem Land weggehen, sich entfernen und Abstand nehmen wollten. Ganz konkret bedeutete das, den kultivierten Bereich der Dörfer und Städte zu verlassen und in die Einöde zu ziehen.

Für diese Leute war die Wüste ein Ort der Stille und Ruhe, der Distanz zum lärmenden Getriebe der Welt. Mit ihrer asketischen Lebensform wollten sie sich unmittelbar und ausschließlich auf Gott konzentrieren. Um diese innere Sammlung zu erreichen, verzichteten sie auf Ehe, Familie und Besitz. Auch wenn die Mönche von ihrer Umwelt bald als heilig geschätzt und bewundert worden sind, empfanden sie sich selbst als Sünder vor Gott und wollten angesichts des Jüngsten Gerichts ein Leben in Buße führen. In gewisser Weise waren sie bemüht, schon auf Erden das Leben der neuen Welt Gottes darzustellen. Man hat sie daher auch als „Engel auf Erden“ betrachtet. Weil sich diese Männer und Frauen jeglicher sexueller Aktivität enthielten, waren sie gleichsam ein drittes Geschlecht, eben engelgleich.

Das Leben als Eremit oder in Einsiedlerkolonien stellte freilich hohe Ansprüche. Vor allem, und darüber gibt es zahlreiche Berichte und künstlerische Darstellungen, waren es eitle Ruhmsucht sowie Gedanken an sexuelle Leidenschaften, die sie bedrängten. Frauen kannten viele nur als dämonische Versuchung. Die Ernährung war oft ein einziges Fasten, der Schlaf eingeschränkt. Den Angriffen des Teufels widerstehen zu können war ihnen Erfahrung von Gottes Gegenwart und Macht. Dazu nahmen sich die Mönche das biblische Gebot „Betet ohne Unterlass“ aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Thessalonicher zum Maßstab.

Eine besondere Form der anachoretischen Askese war das Verlassen der Heimat und das Auswandern in die Fremde nach dem biblischen Vorbild Abrahams. Da solche Wandermönche in der Fremde ihren Glauben nicht verleugneten, wurden sie zu erfolgreichen Missionaren.

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Wie aber ist es nun zu einer solchen Lebensform gekommen? Warum haben Menschen solche Entbehrungen auf sich genommen? Und gab es Vorbilder aus früheren Zeiten? In der Forschung ist viel darüber diskutiert worden, welche Gründe gegen Ende des 3. Jahrhunderts die Entstehung des Mönchtums begünstigt haben könnten (wenn diese Chronologie denn zutrifft). Manches ist ins Feld geführt worden. Nicht ganz von der Hand zu weisen ist die Vermutung, die allgemeine Verflachung christlichen Lebens im Zusammenhang mit der Erhebung des Christentums zur Staatskirche habe diese Form des Protests hervorgerufen. Kritiker des Mönchtums haben nach außerkirchlichen Wurzeln gesucht. In den sozialen Verhältnissen der Spätantike, besonders in Ägypten, meinten sie fündig geworden zu sein. Die arme Stadtbevölkerung und die Bauern seien ausgebeutet worden, viele Menschen wurden bei Hungerlöhnen zu öffentlichen Bauarbeiten zwangsverpflichtet, und die Mittelschicht stöhnte unter der Steuerlast. Diese Umstände mögen bei der Hinwendung vieler zum Mönchtum eine Rolle gespielt haben. Aber man darf nicht vergessen, dass die entbehrungsreiche Askese kein einfacheres Leben verhieß. Im Übrigen gelten solche Gründe vor allem für das Ägypten vom 4. Jahrhundert an, die Anfänge des Mönchtums liegen jedoch früher…

Prof. Dr. Lutz E. von Padberg

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