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Englische Besucher machten den Anfang

Die Anfänge des Fremdenverkehrs im Großherzogtum Luxemburg

Englische Besucher machten den Anfang
Schon im 19. Jahrhundert kamen die ersten ausländischen Touristen nach Luxemburg. Unter ihnen war auch der englische Maler William Turner, der seine Eindrücke in ausdrucksstarken Bildern festgehalten hat. Auf spätere Reisende machten vor allem die Kasematten der Festungsstadt nachhaltigen Eindruck.

Der Fremdenverkehr in Luxemburg kam erst mit der Angliederung des Großherzogtums an das internationale Schienennetz 1859 in Gang. Die ersten Touristen kamen vorwiegend aus England, weniger kriegerisch als einst der englische Feldherr Marlborough während des Spanischen Erbfolgekriegs und weniger freigebig als jener reiche Engländer namens James Web, der 1821 aus seinem Hotelzimmer im „Kölner Hof “ in Luxemburg-Stadt – im wahrsten Sinne des Wortes – das Geld aus dem Fenster warf, so dass das Hotel während der Dauer seines Aufenthalts von der canaille blockiert wurde.

Auf der internationalen Linie London – Basel verkehrten täglich zwei Schnellzüge, die für die Strecke zwischen Brüssel und Luxemburg viereinhalb Stunden benötigten. Die Fahrt von Paris nach Luxemburg dauerte fast doppelt so lange. In seinem um 1890 in London veröffentlichten Handbuch „Walks in the Ardennes“ schreibt Percy Lindley, das Luxemburger Waldgebirge der Ardennen liege auf dem „direkten Weg in die Schweiz“, ein Aufenthalt in Luxemburg könne demnach den fürstlichen Auftakt einer „Swiss Tour“ bilden. Die reichen Wälder des Großherzogtums – unter französischer Herrschaft nannte man das ehemalige Herzogtum „Wälderdepartement“ – übten besonders auf die englische Bourgeoisie eine gewisse Anziehungskraft aus. Noch handelte es sich um Individualreisende, der organisierte kollektive Tourismus kam erst in den 1930er Jahren auf. „Bei Aufenthalten in einem Hotel in Luxemburg wird man gelegentlich zu Wildschweinjagden eingeladen, denn es gibt große Wälder in der Nachbarschaft, und die Jäger sind Engländern gegenüber sehr höflich“, berichtete ein englischer Gast. Neben der Jagd war auch die Fischerei bei den Briten sehr beliebt, besonders das Angeln von Weißfisch und Hecht im Grenzfluss Sauer in der Nähe der Garnisonstadt Diekirch, 35 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt. 1890 erreichte man die „Wiege des luxemburgischen Tourismus“ mit dem Zug von Luxemburg-Stadt in eineinviertel Stunden.

Dank des Initiativtalents eines jungen Hoteliers, der in Frankfurt am Main das Hotelfach studiert hatte, gelang es um 1850, in Diekirch ein Hotel ersten Ranges zu schaffen, das gleich einem Magnetfeld ausländische Gäste in die Region brachte. Das vom „Vater des luxemburgischen Tourismus“ Alexis Heck (1830 –1908) geführte gutbürgerliche „Hôtel des Ardennes“ lag in freier lieblicher Lage im Ardennerstädtchen Diekirch. „Wer die etwas primitiven Einrichtungen der meisten Hotels in den belgischen Ardennen und der Eifel kennt, wird angenehm überrascht sein, dass ihm hier, bei gleichen mäßigen Preisen, der Comfort und die Zerstreuungen der größten Touristenhotels geboten werden, ohne dass der Gemütlichkeit in irgendeiner Weise Abbruch getan würde“, warb Heck Ende des 19. Jahrhunderts. Neben 140 Zimmern standen den Hotelgästen unter anderem zwei Bibliotheken, eine Dunkelkammer für Fotoamateure, eine Kegelbahn im Freien, ein Tennisplatz, Garagen für 15 bis 20 Automobile, Grünanlagen sowie 60 Kilometer „ausgezeichnete eigene Forellenfischerei“ unentgeltlich zur Verfü-gung.

1890 ließ Alexis Heck in Eigenregie ein 60 Seiten umfassendes Handbuch für Touristen drucken, um die Besucher über die vielen Sehenswürdigkeiten im Luxemburger Land zu informieren: „The Grand Duchy of Luxembourg. A short Handbook for Travellers“. Durch geschickte Propaganda wusste Heck die Reisenden anzuziehen. So soll er im Londoner Bahnhof Charing Cross eigenhändig Werbeplakate aufgehängt haben, und die Gäste kamen in Scharen. Sie verweilten oft über Wochen im „Generalquartier des Luxemburger Tourismus“. Aus der Volkszählung des Jahres 1895 geht hervor, dass eine Engländerin gar zwei Monate im „Ardenner Hof “ in Diekirch gewohnt hat. Laut Fremdenliste hatten sich am Osterwochenende des Jahres 1898 nicht weniger als „80 Fremde“ im Hotel eingeschrieben. Nicht nur internationale Gäste waren im „Grand Hôtel des Ardennes“ anzutreffen, sondern auch internationale Küchenchefs. Georg Arlen aus dem Elsass war bereits im „Royal Palace“ in Ostende und im „Beau Rivage“ in Lausanne als Koch tätig gewesen, bevor er in das Ardennerstädtchen kam. Damals gab es auch noch die table d’hôte (Tafel des Gastgebers). Am Kopf des Tisches saß dabei immer Alexis Heck, der sich entgegen allen Gepflogenheiten als Erster bedienen ließ: Er wollte seinen Gästen beweisen, dass die Küche des Patrons erstklassig war. Unter seiner Regie wurden auch Tagesausflüge ins nahe gelegene Müllerthal, die „kleine luxemburgische Schweiz“, organisiert. „Dass auch die Kellner mit von der Partie waren, begeisterte. Es gab Potage, ein einfaches Hauptgericht, Dessert … und Tafelmusik“…

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Greetings from Luxembourg Sonderausstellung im Musée d’Histoire de la Ville de Luxembourg 26. April – 12. Oktober 2008

Erstmals widmet sich jetzt eine Ausstellung der Geschichte des Tourismus in Luxemburg. Die Ausstellung im Historischen Museum der Hauptstadt des Großherzogtums findet anlässlich des 75-jährigen Bestehens des Luxembourg City Tourist Office statt. Pittoreske Landschaften, Burgen und Festungsanlagen haben Reisende seit dem Ende des 19. Jahrhunderts angezogen. Die Ausstellung zeigt unter anderem Werbemittel und Souvenirs, Gemälde und Plakate, welche die abwechslungsreiche Entwicklung des Tourismus im Großherzogtum anschaulich machen. Auch das Verhältnis zwischen Einheimischen und Gästen wird thematisiert. http://www.mhvl.lu

Die Stadt Luxemburg ist das Ziel einer Wochenendreise, die vom Luxembourg City Tourist Office exklusiv für DAMALS-Leser angeboten und von unserem Autor Marc Jeck begleitet wird.

Weitere Informationen über den Reiseverlauf und die Konditionen:

Luxembourg City Tourist Office Incoming Postfach 181 L-2011 Luxembourg

incoming@lcto.lu

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