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Erfolgreich gegen Spartacus

Marcus Licinius Crassus. Politiker, Finanzier, Feldherr

Erfolgreich gegen Spartacus
„Wenn man einen Putsch macht, ist man eben nichtim Puff, sondern auf der Börse“, fährt Crassus in Bertolt Brechts „Die Geschäfte des Herrn Julius Caesar“ den Titelhelden an. „Man kann auch Politik machen, und nicht nur Geschäfte“, erwidert der. Bei Brecht dreht sich für beide alles nur ums Geld – für Caesar, vor allem aber für Crassus, dessen sagenhaften Reichtum Caesar auf dem Weg nach oben ingeniös benutzt.

Sagenhaft reich war auch der historische Crassus („Fettsack“), der mit Caesar und Pompeius 60 v. Chr. das Erste Trium‧virat schloss, jenes Kartell, in dem der bekannteste, der reichste und der durchtriebenste Senator gegen alle politischen Spielregeln die Macht in der untergehenden Republik unter sich aufteilten. Das Triumvirat war ein Bündnis auf Zeit, das so lange hielt, wie die Protagonisten gemeinsame Interessen hatten, die es gegen den Rest der Welt durchzusetzen galt. Crassus schied vorzeitig aus: 53 v. Chr. verlor er bei Karrhai in Mesopotomien gegen die Parther Schlacht und Leben, in einem Krieg, zu dem er ausgezogen war, um in puncto Sieghaftigkeit mit Pompeius und Caesar gleichzuziehen.

Es war das schmähliche Ende einer glanzvollen Karriere, die freilich im Schatten zweier noch Größerer stand. Um 115 v. Chr. als jüngster Sohn des Konsulars Publius Licinius Crassus geboren, machte er im Kielwasser des erfolgreichen Feldherrn Sulla Karriere, des Diktators und selbsternannten Erneuerers der Republik. In der Schlacht am Collinischen Tor vor Rom errang er 82 v. Chr. einen entscheidenden Sieg gegen die Marianer, die Gegner Sullas, die im Verlauf des Bürgerkriegs seine Verwandten ermordet und das Vermögen der Familie konfisziert hatten. Als Sullas Rache nun die Marianer traf, hielt sich Crassus an deren Vermögen und Grundbesitz schadlos. Unsummen verdiente er im Sklavenhandel und mit seiner berüchtigten privaten Feuerwehr, die nur dann löschte, wenn der Hausbesitzer zuvor seine Immobilie Crassus überschrieben hatte.

Mit seinem gewaltigen Vermögen wurde Crassus zum Finanzier ungezählter politischer Karrieren, so auch von Caesars Aufstieg. „Crassus war aber großzügig gegenüber Fremden“, schreibt Plutarch, „denn sein Haus stand allen offen; und er pflegte seinen Freunden zinslos Kredit zu geben, aber er trieb das Geld unerbittlich ein, kaum war die Frist verstrichen. Und so war die Zinslosigkeit des Darlehens drückender als selbst ein hoher Zins.“ Großzügigkeit hatte ihren Preis, und Crassus vermehrte, im chaotischen Machtvakuum nach Sullas Abdankung (79 v. Chr.) und Tod (78 v. Chr.), im Austausch gegen das viele Geld, das er verlieh, stetig sein politisches Kapital. So erklomm er Stufe um Stufe der senatorischen Ämterlaufbahn, des cursus honorum, und bekleidete 72 v. Chr. die zweithöchste Beamtenstelle, die Prätur.

Seine Wahl zum Prätor war gerade rechtzeitig erfolgt, um ihn zum Gegenspieler des Mannes werden zu lassen, der mit seinem Heer aus entlaufenen Gladiatoren, flüchtigen Sklaven und verarmten Bauern im Jahr zuvor zwei römische Prätoren und im Frühjahr 72 v. Chr. die Konsuln Gnaeus Cornelius Lentulus Clodianus und Lucius Gellius Publicola sowie den Statthalter Gaius Cassius Longinus geschlagen hatte: Spartacus. Der Sklavenkrieg bot dem ehrgeizigen Crassus die Chance, zusätzlich zu seinen Millionen militärische Lorbeeren zu erwerben, die allein den Aufstieg in politische Spitzenämter – den Konsulat – garantieren konnten. Glauben wir Appian, so war Crassus der Einzige, der angesichts der Risiken den Mut aufbrachte, für die Prätur zu kandi‧dieren.

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Crassus erhielt sechs Legionen und dazu die Reste des konsularischen Heeres von Lentulus und Gellius, alles in allem gut 40000 Mann. Der neue Oberkommandierende empfahl sich den Soldaten als strenger Zuchtmeister. Ein Heer, das eine Niederlage gegen Spartacus hatte einstecken müssen, ließ er dezimieren: Er ließ die Soldaten antreten und jeden zehnten niederstechen. Laut Plutarch waren nur 50 Legionäre einer Kohorte betroffen, die den Befehl missachtet hatte, jeden Feindkontakt zu vermeiden. Dass sich die Maßnahme gegen das gesamte Heer richtete und also bis zu 4 000 Römer das Leben kostete, bezweifelt auch Appian. Doch machte Crassus seinen Soldaten unmissverständlich klar, dass sie ihn mehr zu fürchten hatten als den Feind.

Die rabiate Disziplinierung der Truppe trug mit Einbruch der neuen Kriegssaison, im zeitigen Frühjahr 71 v. Chr., Früchte. Crassus teilte sein Heer in zwei Abteilungen: Die Hauptgruppe unter seiner Führung sicherte die Grenze von Picenum, einer mittelialienischen Landschaft an der Adria, wo man Spartacus erwartete; eine Abteilung unter dem Legaten Mummius, insgesamt zwei Legionen, sollte im Rücken des Feindes bleiben, sich aber still verhalten. Mummius, der sich die Chance, einen vermeintlich leichten Sieg einzufahren, nicht entgehen lassen wollte, schlug dennoch los – und kassierte prompt eine Niederlage. Das Hauptheer unter Crassus aber verließ das Schlachtfeld, das 6 000 gefallene Spartacus-Anhänger deckten, als Sieger.

Mit einer Taktik der Nadelstiche brachte Crassus dem Sklavenheer in den folgenden Wochen schwere Verluste bei. Spartacus blieb schließlich keine andere Wahl, als südwärts auszuweichen: Sein Heer marschierte durch Lukanien auf die Stiefelspitze zu, Richtung Straße von Messina. Spartacus’ Hoffnungen ruhten auf kilikischen Piraten, mit denen er vereinbart hatte, dass sie seine Männer nach Sizilien übersetzen sollten; dort wollte er Aufruhr unter den Sklaven entfachen und so sein Heer verstärken. Doch die Piraten kamen nicht. Versuche, mit improvisierten Fahrzeugen nach Messina zu gelangen, wurden von römischen Kräften vereitelt. Spartacus und sein Heer saßen auf der Halbinsel von Rhegion im heutigen Kalabrien in der Falle. Von Norden waren Crassus’ Legionen bereits im Anmarsch.

In Kalabrien angekommen, ließ der römische Feldherr die Belagerung der Rebellen vorbereiten: Er ordnete an, den Isthmos bei Rhegion mit einem Schanzwerk aus Graben und Wall zu befestigen. Bald gingen den Aufständischen die Vorräte aus, und Spartacus beschloss den Ausbruch, der einem Drittel seines noch immer gewaltigen Heeres gelang. Unterdessen waren neue römische Verbände aus anderen Teilen des Imperiums im Anmarsch: Pompeius hatte seinen Spanien-Feldzug siegreich beendet und die dortige Revolte erstickt; jetzt führte er seine Truppen südwärts durch die Apennin-Halbinsel. Etwa zur gleichen Zeit hatte, auf Initiative des Senats, der Prokonsul Marcus Terentius Varro Lucullus – nicht zu verwechseln mit seinem älteren Bruder, dem Feldherrn im Mithridatischen Krieg – ein Heer im apulischen Hafen Brundisium (Brindisi) angelandet…

PD Dr. Michael Sommer

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