Den „fashionabelsten aller Sonderlinge“ hat ihn der Dichter Heinrich Heine genannt: Denkt man heute an Hermann von Pückler-Muskau (1785–1871), so wird wohl vielen zunächst das „Fürst-Pückler-Eis“ einfallen, auch noch seine berühmt-berüchtigte „Parkomanie“. Doch neben Kulinaria und der Gartenkunst gibt es zahlreiche andere Aspekte im Leben des „grünen Fürsten“, die ein genaueres Hinschauen lohnen. Sie stehen in ihrer Gesamtheit für einen romantischen Lebensentwurf in adligem Gewand, dessen Kennzeichen die Suche nach Identität und Selbstrepräsentation ebenso war wie die Ästhetisierung des eigenen und des sozialen Lebens. In besonders prägnanter Weise kann Hermann von Pückler-Muskau daher als „Spiegelbild seiner Epoche“ (Ulf Jacob) gelten. In dem Gartenkünstler, Orientreisenden, Generalleutnant und Erfolgsschriftsteller verbanden sich adlige Tradition und elitäres Standesbewusstsein mit moderner Suche nach Selbst- und Welterkenntnis.
Mit dieser Geburt hätte er eigentlich ein Glückskind sein müssen: Hermann Ludwig Heinrich wurde als erstes Kind des Grafen Ludwig Carl Hans Erdmann von Pückler und der Gräfin Clementine von Callenberg geboren, war also Erbe der Pücklerschen Stammgüter in der Niederlausitz und der von der Callenberger Seite eingebrachten Freien Standesherrschaft Muskau in der Oberlausitz. Dort, wo etwa 8500 Menschen fast wie Leibeigene von der Grafenfamilie abhängig waren, wuchs er mit drei Schwestern auf. Seine Kindheit zeichnete Pückler später in düsteren Farben, zu stark war sie für ihn von Kälte und mangelnder Fürsorge geprägt gewesen. Seine nervöse und unstete Mutter, die „mich bald schlug und bald liebkoste und oft mit mir spielte wie ein Kind mit einer Puppe“, war bei seiner Geburt erst 15 Jahre alt. Ihre Vernunftehe mit dem mürrischen, groben und geizigen Grafen war voller Konflikte und Spannungen.
Das Ergebnis war, dass der junge Hermann sich aufsässig der disziplinierenden Erziehung, die die adlige Räson eigentlich erforderte, entzog…