Der gegenwärtigen Noth muß abgeholfen, für Kranke und Abgelebte muß gesorget werden; aber den Kindern muß man Unterricht ertheilen, und Arbeit, nicht Almosen, denen geben, die irgend eine Fähigkeit zum Arbeiten besitzen, so geringe diese Fähigkeit auch seyn mag.“ So beschrieb Caspar Voght 1794 die Neuausrichtung des Hamburger Armenwesens. Zu diesem Zeitpunkt konnte er auf wichtige Erfahrungen mit der neuen armenpolitischen Strategie zurückblicken, denn bereits 1788 hatte er gemeinsam mit Johann Georg Büsch, Johann Arnold Günther und weiteren Mitstreitern die Allgemeine Armenanstalt gegründet. Diese Einrichtung erregte weit über die Grenzen der Stadt hinaus großes Aufsehen und wurde zum Vorbild für Reformen in Berlin, Wien, Marseille, Basel und zahlreichen weiteren europäischen Städten.
„Unter allen westlichen Ländern Europens“, so Voght weiter, „ist kaum irgend ein Land, wo die Summen, welche öffentliche und Privatwohlthätigkeit den Armen widmet, nicht mehr als hinreichend zu diesen Absichten wären. Aber eine unrechte Vertheilung pflegt sie meistentheils, mit wenigen Ausnahmen, bloß als einen Lohn für Faulheit, Müssiggang, Unverschämtheit und Unredlichkeit zu verwenden, und dadurch sind neue Menschengeschlechter von armen Nothleidenden entstanden, die zu einer sittenlosen und lasterhaften Lebensart gewöhnt und erzogen sind.“ …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 7/2015.
Dr. Dirk Brietzke