Im Zeitalter von 3-D-Filmen sind das Schattenspiel und der Silhouettenfilm eine fast vergessene Kunst. Lotte Reiniger war in den 1920er Jahren Pionierin auf diesem Feld, und mit dem Film „Die Abenteuer des Prinzen Achmed“, der nach dreijähriger Entstehungszeit 1926 uraufgeführt wurde, hatte die Künstlerin den ersten abendfüllenden Animationsfilm der Filmgeschichte geschaffen – noch bevor Disneys „Schneewittchen“ elf Jahre später in die Kinos kam. Die Künstlerin wurde 1899 als Charlotte Reiniger in Berlin geboren. Schon als Kind schnitt sie gerne Silhouetten und baute sich ein kleines Schattentheater, mit dem sie in der Schule auftrat. Schnell entwickelte sie ihren persönlichen Schnittstil, der sie später berühmt machen sollte. Das Stadtmuseum Tübingen verwaltet große Teile des Nachlasses der Künstlerin, die 1981 im nahe gelegenen Dettenhausen verstarb. Die Dauerausstellung „Die Welt in Licht und Schatten. Scherenschnitt, Schattentheater, Silhouettenfilm“ zeigt einen Querschnitt des Schaffens Reinigers.
Im alten Kornhaus in der Altstadt Tübingens gibt die Schau in der ersten Etage, eine der beiden Dauerausstellungen des Museums, einen Einblick in das künstlerische Schaffen der Erfinderin des Silhouettenfilms. Auf zwei weiteren Etagen erhält der Besucher einen Überblick über die Geschichte Tübingens. Die Stadt ist seit 1477, als Graf Eberhard von Württemberg die dortige Universität begründete, eng mit der Wissenschaft verbunden. Beim Museumsrundgang erfährt man, dass unter anderem der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel, der Dichter Ludwig Uhland oder der Mathematiker Wilhelm Schickard zeitweise in Tübingen gelebt haben. Einen Ausflug in das 17. Jahrhundert ermöglicht eine Nachbildung der Rechenmaschine Schickards, die der Besucher ausprobieren kann. Die Ausstellung beleuchtet aber auch, wie Nicht-Akademiker seit dem Mittelalter in der Universitätsstadt lebten und verschiedene soziale Schichten in der Ober- und der Unterstadt entstanden. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 11/2013.
Helena Gußen