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Goldener Mais für den Herrscher

Handwerk und Wissen bei den Inka

Goldener Mais für den Herrscher
Goldschmiedekunst, Töpferei und Textilherstellung standen bei den Inka in voller Blüte. Unermüdlich fertigten die „auserwählten Mädchen“ neue Kleider für den Herrscher – kein Wunder, trug dieser doch kein Gewand mehr als einmal.

Heute fallen zuerst die archäologischen Hinterlassenschaften des Inka-Reichs ins Auge, die mächtigen Kultbauten und Herrscher‧paläste. Mit dem Handwerk der Inka verbindet man daher besonders die präzise Steinbearbeitung und die architektonischen Glanzleistungen inkaischer Baukunst oder auch farbenprächtige, feingewebte Textilien und kunstvolle Goldschmiedearbeiten. Mit geome‧trischen Motiven verzierte Keramik und hölzerne Trinkbecher vermitteln ebenfalls ein Bild von der technisch und künstlerisch hochstehenden Handwerkskunst zur Zeit der Inka. Weniger als 100 Jahre vor der spani‧schen Eroberung begannen die Inka von ihrer Hauptstadt Cuzco aus, die übrigen Andenvölker zu unterwerfen und in ihr Staatsgefüge einzugliedern. Mit der Eroberung dieses riesigen Gebiets breiteten sie ihren charakteristischen Inka-Stil in Kunst und Architektur in den Provinzen ihres Reichs aus; zugleich übernahmen sie Techniken und Formelemente aus den von ihnen eroberten Kulturen. Verschiedene Autoren diskutierten den Zusammenhang zwischen militärischer Unterwerfung und Uniformierung der handwerklichen Produktion beziehungsweise zwischen Inka-Staat und Kunst.

Dabei reichen die Interpretationen vom Vorwurf der Vereinheitlichung regionaler Stile zu schlichten und genormten Formen, ja sogar der Ideenlosigkeit inkaischer Kunst bis hin zur Bewunderung der Fähigkeit der Inka, sich regionaler Stil- und Kunstrichtungen zu bedienen und sie in ihre eigene Kunst zu integrieren. Ebenso wie im religiösen, wirtschaftlichen oder politischen Bereich bauten die Inka auch in Handwerk und Wissen auf den Kenntnissen der Vorgängerkulturen im Andengebiet auf. Gleich ob Steinbearbeitung, Goldschmiedekunst oder Töpferei, sie konnten auf die Vorgaben der vorinkaischen Kulturen zurückgreifen und sie den Bedürfnissen des Inka-Staates anpassen. Trotz der Anleihen bei den technischen und künstlerischen Errungenschaften der Vorgängerkulturen wiesen Handwerk, Kunst und Wissen bei den Inka durchaus ein eigenes Gepräge auf.

In der ehemaligen Hauptstadt Cuzco und den Provinzzentren des Reichs künden große Steinbauten von der einstigen Herrschaft der Inka. Charakteristische Merkmale ihrer Architektur sind trapezförmige Tür- und Fensteröffnungen. Ebenso geformte Nischen gliederten die mächtigen Wände aus dicht ineinander gepassten Steinblöcken. Bekrönt wurden die Bauten von mit Gras gedeckten Dächern aus Holzbalken, da das echte Gewölbe in Amerika vor Ankunft der Europäer nicht bekannt war. Für die Steinmetzarbeiten holten die Inka Spezialisten aus der Region des Titicacasees. Im Rahmen turnusmäßiger Dienstverpflichtungen kamen auch in anderen Sparten von Handwerk und Kunst spezialisierte Fachleute bei staatlichen Unternehmungen zum Einsatz. Die Steinmetze aus der ethnischen Gruppe der Colla hatten wegen der vorinkaischen steinernen Großbauten in der Region des Titicacasees weithin Berühmtheit erlangt. Bei der Steinbearbeitung existierten zwei Formen gleichzeitig nebeneinander: Es finden sich sowohl regelmäßig behauene Steinquader als auch unregelmäßig geformte, sehr große Steinblöcke. In beiden Fällen waren die Steine so präzise gearbeitet, dass kein Mörtel vonnöten war. Die riesigen Steinblöcke der Zyklopenbauweise passte man fugenlos ineinander, vermutlich indem man sie mittels Seilen an Gerüsten befestigte und in langsames Schwingen versetzte, bis sie sich genau in die Lücke einfügten.

In der Herstellung von Textilien erreichten die Inka große Perfektion. Unaufhörlich waren die sogenannten aqllakuna, die Auserwählten und dem Sonnengott geweihten jungen Frauen, mit dem Weben feinster Textilien für den Inka und die Würdenträger des Reichs beschäftigt. Mit der Wolle von Alpakas oder der noch feineren Wolle der wildlebenden Vicuñas schufen die Auserwählten mit dem Webrahmen seidenweiche und farbenprächtige Textilien. Webstühle wurden erst von den Europäern nach Amerika eingeführt und dann häufig von Männern bedient. Die Produkte ihrer Arbeit waren nur dem Inka und höchsten Würdenträgern des Reichs vorbehalten. Für den Inka musste ständig neue Bekleidung hergestellt werden, da er jedes Kleidungsstück nur einmal trug.

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Zu den spektakulärsten Erzeugnissen inkaischer Handwerkskunst zählen die Objekte aus Gold und Silber. Neben Schmuck für die Elite des Inka-Staates, Zierwaffen und Gebrauchsgegenständen, Trankbechern, Geschirr usw. waren die meisten Gold- und Silberschmiedearbeiten für die Kultstätten der Staatsreligion bestimmt. Die Coricancha, der Kultbau für den Sonnengott und zentrales Heiligtum der Staatsreligion in Cuzco, hieß goldener Hof oder goldener Platz, da die Außenwände mit goldenen Platten verkleidet waren, die in den Strahlen der Sonne weithin glänzten. In einem Innenhof der Coricancha befand sich ein Garten, in dem aus Gold und Silber gefertigte lebensgroße Figuren von Tieren, Menschen und Pflanzen standen. Ein goldener Hirte hütete eine kleine Herde von Lamas und Alpakas. Daneben sprossen goldene Maispflanzen aus dem Boden. Alles war genau den natürlichen Vorbildern nachgearbeitet. Von den goldenen Götterbildern, dem Schmuck der Inka-Würdenträger und den Figuren aus dem goldenen Garten der Coricancha sind heute nur noch einige wenige Überbleibsel erhalten, da die meisten Objekte von den spanischen Eroberern eingeschmolzen wurden. Detaillierte Beschreibungen solch figürlicher Darstellungen aus Gold und Silber finden sich in den Listen der Gegenstände, die der letzte Inka Atahualpa den Spaniern als Lösegeld aushändigte. Aus allen Reichsteilen wurden die Kostbarkeiten nach Cajamarca geschafft, wo der Inka gefangen saß. Am Ende konnte aber auch sein riesiger Schatz das Leben des Inka nicht retten. Nach einem Scheinprozess wurde er hingerichtet…

Prof. Dr. Iris Gareis

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