Freitag, den 13. Oktober 1916: „Wir gehen jetzt häufig in den Wald zum Kastanien- und Pilzesuchen. Letztere sind als Fleischersatz so wichtig.“ Als sich während des „Kohlrübenwinters“ 1916/17 die Ernährungslage im Deutschen Reich nach dem bereits schwierigen vorherigen Winter abermals zuspitzte, hielt der Heidelberger Historiker Karl Hampe in seinem Tagebuch die Situation seiner Familie fest: „Montag, den 6. November 1916: Die Tage bis zur neuen Brotkartenausgabe (Freitag) sind für die Hausfrau nicht ganz leicht hinzubringen, da das Brot für unsere heranwachsenden Kinder doch nie ganz reicht.“ Die Einträge sind nüchtern. Sie verraten die Eskalation der Krise, auch wenn im Hause Hampe sicher keine dramatische Hungersnot herrschte. Schlechter erging es vor allem den Stadtbewohnern, die finanziell nur geringe Mittel hatten. Hauptleidtragende der Lebensmittelknappheit waren neben Kindern die alten Menschen.
In der Nachkriegszeit ist die teils dramatische Ernährungslage der deutschen Zivilbevölkerung in den Jahren 1914 bis 1918 und darüber hinaus fast ausschließlich als Folge der „Hungerblockade“ durch die Entente beschrieben worden. Tatsächlich hat das erfolgreiche Rohstoff- und Nahrungsmittelembargo der Kriegsgegner die Mittelmächte massiv geschwächt. Die so entstandene Hungerlage in der deutschen Bevölkerung war allerdings auch das Ergebnis dramatischer Fehlentscheidungen einer zentralistisch gesteuerten Ernährungspolitik, deren Verteilungsanordnungen bis zum Kriegsende weitgehend unwirksam blieben. Die Hungerkatastrophe insbesondere in der Zivilbevölkerung war damit über weite Strecken hausgemacht. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 03/2014.
Prof. Dr. Wolfgang Uwe Eckart