Jahrhundertelang war die heutige Piazza del Popolo so etwas wie der Empfangssalon der Stadt Rom. Überragt vom Grün des baumbestandenen Pincio-Hügels, strebt in ihrer Mitte ein ägyptischer Obelisk 36 Meter in die Höhe. Zwischen zwei barocken Zwillingskuppelkirchen öffnet sich die Via del Corso und führt fast schnurgerade zur Piazza Venezia ins antike Zentrum. Von jeher haben Reisende aus dem Norden bei ihrer Ankunft hier den Boden der Ewigen Stadt betreten. Freilich nicht alle mit einer Eskorte von Kardinälen und berittenen Gardisten, und für die wenigsten wurde ein Aufwand getrieben, wie er am 23. Dezember 1655 zu erleben war.
Der Papst hatte für den gesamten Kirchenstaat einen Feiertag ausgerufen. Auf der die Piazza nach Norden hin abschließenden Porta Flaminia prangten das Wappen der schwedischen Wasa-Dynastie und eine bis heute sichtbare lateinische Inschrift mit dem Wortlaut: „Für einen glücklichen und segensreichen Einzug“. Die Palazzi waren illuminiert und mit farbenfrohem Brokat behängt, und es wimmelte von Menschen, die einen Blick auf die illustre Besucherin erhaschen wollten. Christina von Schweden war die letzte Herrscherin ihres Landes aus dem Haus Wasa. Sie war mit sechs Jahren Königin geworden, mit 18 regierende Monarchin, und sie hatte mit 27 die Krone niedergelegt, um ihrer lutherischen Staatskirche den Rücken zu kehren und sich dem Katholizismus zuzuwenden. Beides, Thronverzicht und Glaubenswechsel, hatten ihr europaweit den Ruf einer skandalumwitterten Berühmtheit verschafft…
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