Erzählungen in Schulbüchern über Entdeckung, Eroberung und Kolonisierung Lateinamerikas beruhen massiv auf populären Geschichtsmythen. Dies zeigt eine Studie, in der die am weitesten verbreiteten Geschichtsschulbücher Österreichs sowie häufig verwendete Schulbücher aus verschiedenen deutschen Bundesländern aus dem ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts untersucht wurden (Stichjahr 2009). Ideen etwa, dass 500 Spanier sich aufgrund Ihrer „Überlegenheit“ gegen Millionen von Azteken durchsetzen konnten oder dass die Spanier von den Indigenen für Götter gehalten wurden und sich Letztere deshalb nicht wehrten, werden heute in der Forschung äußerst kritisch gesehen. Auch das in vielen Schulbüchern vermittelte eurozentrische Bild, Indigene hätten nichts zur Entstehung der lateinamerikanischen Kultur beigetragen, wird allerorts berichtigt (vgl. DAMALS 10-2013, Seite 45).
Insbesondere aber um Kolumbus und seine vermeintlich neue „wissenschaftliche Vision“ von der Kugelgestalt der Erde ranken sich zahlreiche populäre Mythen. Menschen im Mittelalter hielten – so noch vielfach die gängige Meinung heute – die Erde für eine flache Scheibe. Wer sich zu weit von der Küste weg bewege, laufe Gefahr, in einen tiefen Abgrund zu fallen. Doch dann habe 1492 endlich der wagemutige Christoph Kolumbus die Angst vor dem Hinunterfallen von der Erdscheibe überwunden und sei – seiner wissenschaftlichen Vision einer runden Erde folgend – gegen Westen gesegelt. Zum Erstaunen seiner Zeitgenossen habe er damit bewiesen, dass die Erde eine Kugel sei. …
Den vollständigen Artikel finden Sie in DAMALS 07/2014.
Dr. Roland Bernhard