Anzeige
1 Monat GRATIS testen, danach für nur 9,90€/Monat!
Startseite »

Konfrontation mit Rom

Hannibals als Staatsmann und Feldherr

Konfrontation mit Rom
In unterschiedlichen Situationen und an verschiedenen Orten geht der karthagische Feldherr Hannibal stets gegen den gleichen unversöhnlichen Feind an: Rom – Mittelpunkt, Ziel und Obsession seines Lebens.

Hannibals Lebensweg sprengte alle Maßstäbe. Dies zeigt sich bereits daran, daß er das erste Individuum des Altertums war, das nach und nach an allen Brennpunkten der Mittelmeerwelt maßgeblich wirkte. Schon als Kind verschlug es ihn in den fernen Westen (Hispanien), von wo aus er als junger Mann aufbrach, um Weltgeschichte zu gestalten. Im Zentrum der damaligen Welt, in Italien, angekommen, gelang es ihm, die römische Weltmacht zu paralysieren und sie vor eine fast unlösbare Aufgabe zu stellen. In seiner letzten Lebensphase sorgte die Magie seines Namens im Osten der Mittelmeerregion für Furore und lehrte die Herren der Welt erneut das Fürchten. Die Konfrontation mit Rom hatte im Zenit seines Lebens eine schicksalhafte Beschleunigung erfahren und spielte eine maßgebliche Rolle auch bei seinem dramatischen Abgang von der politischen Bühne der Alten Welt.

Im Mittelpunkt seiner Biographie steht sein verwegener Marsch nach Italien, der wie kein anderes Ereignis sowohl Zeitgenossen als auch spätere Betrachter faszinieren wird. Wie muß man sich diese kühne Tat vorstellen? Versetzen wir uns in das karthagische Winterlager im iberischen Cartagena Anfang 218 v. Chr. Wie also begann der zweite römisch-karthagische Krieg? Hannibals Reiseroute führte zunächst nach Süden, nach Cádiz – mit diesem Unternehmen eröffnete er den Krieg. Wie der römische Historiker Livius berichtet, wollte er im Heiligtum des Gottes Melkart ein Opfer darbringen, um Beistand für die bevorstehenden Aktionen zu erbitten.

Der im phönikischen Kulturkreis verehrte Melkart wurde stets mit dem griechischen Herakles gleichgesetzt. Unter den zwölf Taten des Herakles war eine, die sich gegen die Römer wenden ließ: Als Herakles die Rinder des Geryon durch Hispanien und Gallien bis nach Italien trieb, versuchte der auf dem Aventin hausende Riese Cacus die Herde zu stehlen, was Herakles jedoch rechtzeitig bemerkte. Er zog den diebischen Cacus zur Rechenschaft und bestrafte ihn. Die allseits bekannte Legende eignete sich gut zur Veranschaulichung des römisch-karthagischen Konflikts.

Was war vorausgegangen? Nach einem Hilferuf der Saguntiner mischte sich Rom in den Streit zwischen Hannibal und der iberischen Stadt, die gegen karthagische Verbündete vorgegangen war, ein. Die Eroberung Sagunts durch Hannibal (Ende Dezember 219 v. Chr.) war der Casus belli für die Römer, die das karthagische Vordringen in Hispanien ohnehin mit Mißtrauen verfolgt hatten. Darauf reagierte Hannibal sowohl mit umfangreichen Kriegsvorbereitungen als auch mit einer wohlüberlegten ideologischen Offensive. Die öffentliche Verehrung von Melkart/Herakles sollte außer den Phönikern auch die Griechen ansprechen. In Nachahmung Alexanders des Großen wollte Hannibal als Befreier der griechischen Zivilisation von einer fremden Macht gelten – damals von den Persern, nun von den Römern. Hannibals Ziel war die Bildung einer antirömischen Allianz, an der sich all diejenigen beteiligen sollten, die offene Rechnungen mit Rom zu begleichen hatten. Wie attraktiv dieses Angebot war, zeigt sich darin, daß sich im Verlauf der militärischen Auseinandersetzung namhafte griechische Gemeinwesen dem Kampf gegen Rom anschlossen: König Philipp V. von Makedonien, Syrakus, Tarent sowie zahlreiche weitere italische und sizilische Städte.

Anzeige

Hannibal forderte sie auf, die Fesseln der Römer abzuschütteln. Das Feindbild zeigte Wirkung. Indem Hannibal die Möglichkeit einer sakralen Identifikation schuf, rief er eine äußerst komplexe politische Initiative ins Leben, um die teilweise untereinander zerstrittenen Rom-Gegner zu vereinen. Diese Aktionsgemeinschaft eines Livius zufolge nicht religiösen Mannes („Nichts galt ihm Wahrheit, nichts war ihm heilig. Gottesfurcht kannte er nicht, ein Eid war ihm bedeutungslos, und er empfand keinerlei religiöse Bindung.“) war eine ingeniöse staatsmännische Leistung: Hannibal konnte so die unterschiedlichen Interessen zeitweilig überbrücken, ohne ein weitreichendes Konzept formulieren zu müssen. Am Verdikt des Livius läßt sich die Ratlosigkeit der Römer über das mittelmeerumspan-nende Gewitter erkennen, das sich über der Stadt am Tiber zusammenbraute.

Prof. Dr. Pedro Barceló

Anzeige
DAMALS | Aktuelles Heft
Bildband DAMALS Galerie
Der Podcast zur Geschichte

Geschichten von Alexander dem Großen bis ins 21. Jahrhundert. 2x im Monat reden zwei Historiker über ein Thema aus der Geschichte. In Kooperation mit DAMALS - Das Magazin für Geschichte.
Hören Sie hier die aktuelle Episode:
 
Anzeige
Wissenschaftslexikon

Gar|de|nie  〈[–nj] f. 19; Bot.〉 1 Angehörige einer Gattung der Rötegewächse: Gardenia 2 〈i. e. S.〉 die in China heimische Gardenia jasminoides mit stark duftenden Blüten, die in Warmhäusern kultiviert wird u. als Früchte die chinesischen Gelbschoten, ein Färbemittel, liefert … mehr

Ek|to|to|xin  〈n. 11; meist Pl.; Med.〉 wärmeempfindliches, eiweißartiges Gift, das von lebenden Bakterien in den menschlichen bzw. tierischen Organismus abgesondert wird, z. B. das Tetanustoxin; →a. Endotoxin … mehr

Te|nor|ba|ri|ton  〈m. 1; Mus.〉 1 tenorartige Baritonstimme 2 Sänger mit dieser Stimme … mehr

» im Lexikon stöbern
Anzeige
Anzeige
Anzeige